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Sicherheitsgefühl der Frauen in Darmstadts Straßen und Parks

Wissenschaftlichen Studie über Angsträume in Darmstadt

Jede dritte Frau empfindet keine Angst, wenn sie in Darmstadt unterwegs ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des soziologischen Instituts der Technischen Universität Darmstadt, die der Magistrat der Stadt 2003 in Auftrag gegeben hat. Die Fragestellung »Wie sicher fühlen sich Frauen in Darmstadt« untersuchten Prof. Dr. Martina Löw und Marie-Renée Afanou vom Institut für Soziologie. Die Ergebnisse der Studie wurden im Dezember letzten Jahres von Stadträtin Daniela Wagner und dem Präsidenten der TUD, Prof. Johann-Dietrich Wörner vorgestellt: 75,5 Prozent der Befragten empfinden das Klima in Darmstadt allgemein als Žeher frauenfreundlich`, 62,6 Prozent fühlen sich Žziemlich frei`in ihrer Bewegungsfreiheit. Dieses durchaus positive Resultat entspricht in etwa einer bundesweiten Umfrage, derzufolge jede fünfte Frau sich sicher fühlt.

Vor allem die Orte, die Frauen besonders fürchten, also Darmstadts »Angsträume«, werden durch die Studie greifbar gemacht. Rund 600 Frauen zwischen 13 und 94 Jahren wurden hierzu befragt, nach Stadtteilen aufgeschlüsselt. So fühlen sich die Frauen in Kranistein am unsichersten und in Bessungen am sichersten, wenn sie nachts unterwegs sind. Zu jeder Tageszeit gefürchtet sind die eigentlich als Erholungsorte angelegten städtischen Grünanlagen und Parks wie der Herrngarten. Dort ängstigen sich 36,8 Pozent der Befragten. Angst macht auch der Luisenplatz am Abend und in der Nacht, gefolgt von dunklen Unterführungen oder Parkhäusern. »Unsere Studie, die in erster Linie das subjektive Sicherheitsempfinden von Frauen erfasst, lässt sich nun mit den tatsächlich objektiv von der Polizei ermittelten Brennpunkten von Kriminalität abgleichen«, berichtet Barbara Akdeniz, Leiterin des städtischen Frauenbüros, das zusammen mit dem Amt für Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik sowie dem Frauenforschungszentrum die Arbeit unterstützte.

Die Ergebnisse seien besonders interessant für die neu gegründete AG Sicherheit des Kommunalen Präventionsrates. Dort sollen sie als Anregungen auch in die Stadt- und Verkehrsplanung mit einfließen. »Gerade unter Gender-Mainstreaming-Gesichtspunkten spielt die Studie in Zukunft eine wichtige Rolle bei der aktuellen Arbeit«, so Akdeniz. So ergäben sich »bestimmte Probleme, weil die unterschiedlichen Bedürfnisse der Geschlechter nicht berücksichtigt werden«. Als dringendste Probleme in Darmstadt sehen die befragten Frauen zunächst die Verkehrssicherheit in der Stadt, dann das Zusammenleben mit sozialen Randgruppen wie den Drogenabhängigen. Als drittgrößtes Problem geben sie die öffentliche Sicherheit allgemein an, beispielsweise die fehlende Präsenz der Polizei oder schlechte Beleuchtung.

Als Gegenstrategien meiden die meisten Frauen die ihnen unheimlichen Orte oder betreten sie nur in Begleitung. Außerdem halten viele das Handy griffbereit. Als Lösungen wünschen sich die Frauen bessere Beleuchtungen (56,6 % der Befragten), mehr Polizeipräsenz (52,9 %), mehr Zivilcourage der Bürger (46,8%) und die sicherere Gestaltung von Parkhäusern und Tiefgaragen (46,6%). Hierauf müsse, so Barbara Akdeniz, sowohl von politischer Seite wie auch auf Verwaltungsebene geschlechtersensibel gehandelt werden. Denn Hintergrund für das große Interesse der Stadt an einer Studie zum Sicherheitsempfinden der Darmstädter Frauen war die zeitgleich geführte Debatte über die Videoüberwachung am Kleinschmidtsteg. »Alle haben sich darüber unterhalten, aber unter Gender Mainstreaming-Gesichtspunkten war der Kleinschmidtsteg nur ein ganz kleiner Ausschnitt. Wir wollten den Blick auf die gesamte Stadt richten«. Mit der nun vorliegenden Studie haben das sozialwissenschaftliche Institut der TUD und die Stadt erstmals auf frauenpolitischem Feld zusammengearbeitet.

Text und Fotos: Sylvia Reeg

Quelle:
Marie-Renée Afanou, Martina Löw:
Darmstädter Frauenbarometer – Sicherheit.
Gefördert durch das Frauenbüro der Wissenschaftsstadt Darmstadt und die Frauenbeauftragte der Technischen Universität Darmstadt. Institut für Soziologie / Frauenforschungszentrum Darmstadt. September 2004.

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