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Girl-Power setzt sich auch im Kosovo durch

Zwei 16-jährige Rückkehrerinnen kämpfen zielstrebig für die Erfüllung ihres Traumes, in Deutschland zu studieren

Wir, Esma und Argjira aus dem Kosovo, haben sechs bezie- hungsweise acht Jahre mit unseren Familien in Deutschland gelebt und hier auch die Schule besucht.

Unser Traum war es schon damals, in Deutschland zu studieren. Da wir keine Aufenthaltsgenehmigung bekommen hatten, wurden wir mit unseren Familien nach Ende des Krieges zurück in den Kosovo geschickt. Für uns brach eine Welt zusammen, unser Traum von einem Studium in Deutschland war wie eine Seifenblase geplatzt.

Im Kosovo mussten wir die Grundschule, die bis zur neunten Klasse geht, besuchen. Wir hatten Glück, denn auf unserer Schule gab es ein so genanntes Rückkehrerprogramm. Das heißt, jeder der mindestens fünf Jahre in Deutschland gelebt hatte, durfte sich dem dort angebotenen Deutschkurs anschließen. Dieser Deutschkurs ist Teil eines EU-Programms für SchülerInnen in den Balkan -Ländern, die in Deutschland studieren wollen. Doch nach Beendigung der Grundstufe mussten wir die Schule wechseln. Wir wussten, dass auf dem Sami Frasheri Gymnasium, dem ältesten und besten Gymnasium im Kosovo, diese Deutschkurse fortgeführt wurden.

Argjira und ich legten eine Aufnahmeprüfung für diese Schule ab und waren glücklich, als wir erfuhren, dass wir die notwendige Punktzahl erreicht hatten, um aufgenommen zu werden . Unser Traum schien wieder erfüllbar. Doch schon nach der ersten Woche verging unsere Freude, denn die Deutschkurse wurden abgesetzt, da die Schulleiterin die Bedingungen für die Fortführung des Deutschkurses nicht erfüllt hatte. Das heißt, es gab keinen kosovarischen Deutschlehrer und keinen Raum für die Kurse. Nach dem ersten Schock wurde uns klar, dass wir uns etwas einfallen lassen mussten.

Also wandten wir uns an Herrn Rabisch, den Koordinator des Programms, der uns zur Schulbehörde weiterschickte. Dort wurden wir aber nicht wirklich ernst genommen. Erst Frau Limani bei der Schulbehörde hörte uns wirklich zu und gab uns den Rat, eine Liste aufzustellen, wieviele Rückkehrer in der zehnten Klasse unseres Gymnasiums sind. Wir konnten 17 SchülerInnen auftreiben, die über fünf Jahre in Deutschland gelebt hatten und in der zehnten Klasse unseres Gymnasiums waren.

Wir gaben die Liste bei der Schulbehörde ab und unsere Schulleiterin bekam eine Ermahnung von der Behörde, dass sie die Bedingungen für den Deutschkurs zu erfüllen hatte. Der Deutschkurs wurde wieder eingeführt und Herr Rabisch selbst unterrichtet uns. Jetzt haben wir die Möglichkeit, unser Deutschdiplom zu machen, um in Deutschland studieren zu können.

Wir sind unserem Traum einen Schritt näher gekommen, doch wir wissen, dass wir noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns haben. Aber zusammen und mit viel Ehrgeiz sind wir sicher, dass wir es schaffen. Die Erfüllung unseres Traumes bedeutet für uns auch, unabhängig von der Männerwelt im Kosovo zu sein und unser Leben zu leben, so wie wir es wollen.

Esma Maqedonci

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