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Für Allroundtalente – Moderner Fünfkampf

Interview mit Eva Trautmann

Laufen, Schwimmen, Fechten, Schießen, Springreiten - die Meisten wären froh, wenn sie in einer dieser Sportarten richtig gut wären, aber alle fünf wettkampfreif zu beherrschen, das ist die Voraussetzung für den Modernen Fünfkampf. Die 22jährige Studentin Eva Trautmann hat sich diesem Sport verschrieben, dessen Trainingsaufwand einem Halbtagsjob entspricht. Seit Kindesbeinen betrieb sie schon Schwimmen und Reiten als Leistungssport, beides sind heute noch ihre Stärken und Lieblingssportarten. 1997 kam sie bei einer »Schnupperwoche« erstmals mit Modernem Fünfkampf in Berührung und ließ sich von der Faszination der Vielseitigkeit anstecken.

Was für ein moderner Kampf?

Leider muss sie öfters in fragende Gesichter blicken, wenn sie erzählt, welchen Sport sie treibt. In Ungarn, Polen und den ehemaligen Sowjetrepubliken steht der Moderne Fünfkampf auf breiteren Füßen. Bei uns zählt er zu den Randsportarten und ist Zuschauern auch nicht leicht zu vermitteln. Die Finalwettkämpfe (immer 32 TeilnehmerInnen) finden zwar an einem Tag statt, aber natürlich an verschiedenen Sportstätten. Das Punktesystem ist wohl nicht auf den ersten Blick zu durchschauen, aber der Wettkampf bleibt spannend bis zuletzt, wenn der 3000 m - Geländelauf absolviert wird. Die Teilnehmerinnen werden entsprechend ihrer bisherigen Position auf die Strecke geschickt, so dass sie mit jeder Läuferin, die sie überholen, einen Platz in der Rangfolge aufholen.

Für reine FreizeitsportlerInnen ist der Moderne Fünfkampf zu aufwendig; wer diesen Sport betreibt, nimmt auch an Wettkämpfen teil. Jugendliche beginnen mit Laufen und Schwimmen, dann kommen Degenfechten, Luftpistolen-Schießen und mit 15 Jahren Springreiten dazu. Der Vorteil einer weniger bekannten Sportart ist, dass die Spitze nur aus wenigen SportlerInnen besteht, es ist also schneller möglich, an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilzunehmen.

Für Eva Trautmann ist Leistungssport ein wichtiger Teil ihres Lebens. Zwar hat sie auch die bequeme Seite, die sich ein wenig davor graust, bei einem Wettkampf wieder an die Grenzen von Kondition und Konzentration gehen zu müssen, aber der Spaß am Vergleich und am Zusammensein mit den anderen SportlerInnen überwiegt. Gute Stimmung sei bei den diversen Meisterschaften und Weltcups oder anderen Events, von denen sie etwa zehn im Jahr bestreitet.

Höhen und Tiefen

»Man sieht etwas von der Welt«, nennt Eva Trautmann einen Vorteil ihrer Lebensweise. Ein Wochenende oder eine ganze Woche lang ist sie dann auf Kosten des Verbandes unterwegs. Rio de Janeiro war bisher ihr weitestes Reiseziel. Zu den internationalen Wettkämpfen werden pro Nation drei bis vier TeilnehmerInnen geschickt. Vergangenes Jahr ist Eva Trautmann in die »Seniorinnen«-Klasse hineingewachsen, das heißt, die Frauen ab 22 Jahren. Ein spürbarer Sprung, denn nur mit jugendlicher Kraft ist der Moderne Fünfkampf nicht zu meistern. Beim Fechten und Schießen vor allem zählt auch Erfahrung und die mentale Einstellung. Bei den Juniorinnen belegte Eva Trautmann bei deutschen Meisterschaften schon einen zweiten und einen dritten Platz, bei der Europameisterschaft wurde sie elfte. Dieses Jahr hatte sie sogar die deutsche Meisterschaft der Seniorinnen zum Greifen nah; Eva lag nach Schwimmen, Fechten und Schießen auf dem 2. Platz, aber gerade bei ihrer Paradedisziplin Reiten warf sie ein Sturz auf einen hinteren Platz zurück. Das Glück spielt beim Springreiten eine gewisse Rolle, zumal die Pferde den TeilnehmerInnen zugelost werden. Zwanzig Minuten haben sie Zeit, sich mit dem Pferd, welches immerhin schon vom Besitzer über den Parcours geritten wurde, bekannt zu machen. Solches Pech war für Eva nicht leicht zu verdauen, aber das Jahr hält ja noch neue Chancen bereit.

Mit Leib und Seele

Wenn die Kondition nicht vernachlässigt wird, ist Spitzensport im Modernen Fünfkampf bis Ende Dreißig möglich. Der Leistungssport ist nicht nur eine Frage der körperlichen Fitness, sondern auch immer wieder eine Entscheidung: Will ich vieles im Leben dem Sport opfern? Sind die positiven Seiten wichtig genug? Eva Trautmann möchte Sport und Berufsleben verbinden. Ein zeitweiliges Leben als Fünfkampf-Profi wäre nur über eine zweijährige Verpflichtung bei der Bundeswehr möglich gewesen, und das schien ihr ein zu langer Zeitraum zu sein. Stattdessen wird sie eine Lehre bei der Sparkasse beginnen und schwerpunktmäßig Laufen und Schwimmen trainieren und auch Wettkämpfe bestreiten. In vier Jahren sind wieder Olympische Spiele, gern wäre Eva Trautmann dann in Peking dabei.

Renate Arnemann

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