Werden Sie auch eine

MATHILDE

Grafik 1: Namentlich erwähnte Personen in deutschen Zeitungen und Zeitschriften (am Stichtag der GMMP-Zählung)

Grafik 2: Autorinnen und Autoren in deutschen Zeitungen und Zeitschriften (am Stichtag der GMMP-Zählung)

Frauen in den Nachrichten

- immer noch ein Suchspiel -

Frauen sind in den Nachrichten der wichtigsten Medien nach wie vor unterrepräsentiert – mit abnehmender Ten- denz. Auch ihr zum Teil wachsender Anteil in den Redaktionen hat eine Berichterstattung unter geschlechter- demokratischen Aspekten nicht messbar verändert. Zwei weltweite Medienbeobachtungsprojekte analysierten TV, Hörfunk und Printmedien.

Das wussten wir schon lange, denn es ist unübersehbar: In den Medien spielen Männer die Hauptrolle und Frauen sind meist nur schmückendes Beiwerk. Doch ein differenzierter Blick auf die Details eröffnet weitergehende Erkenntnisse, die nötig sind, wenn frau auf bestehende Ungerechtigkeiten Einfluss nehmen will. Das dachten vermutlich auch die Frauen, die 1995 im Vorfeld der 4. UN-Frauenkonferenz in Peking eine internationale Medienbeobachtungsaktion starteten. An der ersten weltweiten Untersuchung »Media Watch« beteiligten sich 52 Länder. Fünf Jahre später waren bereits 70 Länder bei der Auswertung des »Global Media Monitoring Project (GMMP) dabei. An einem Stichtag wurde die erste Seite der überregionalen und großen regionalen Tageszeitungen sowie die Hauptnachrichtensendungen von öffentlich-rechtlichen und privaten Hörfunk- und Fernsehanstalten nach einem bestimmten Schema ausgewertet. Inzwischen wird es in Deutschland jedes Jahr wiederholt.

Erwähnung von Frauen: beschämend gering

Während am Stichtag 18. Januar 1995 weltweit gerade mal 17 Prozent Frauen und 83 Prozent Männer namentlich in den Nachrichten vorkamen, waren es fünf Jahre später nur ein Prozent mehr Frauen. Im Februar 2000 betrug das Geschlechterverhältnis in den 70 beteiligten Ländern durchschnittlich 18 zu 82 Prozent. Deutschland liegt dabei nur im beschämenden Mittelfeld (1995: 15 Prozent, 2001: 18 Prozent).

Ab 2002 ist bei uns in der Sparte Zeitungen und Zeitschriften eine abnehmende Tendenz festzustellen: 2001 wurden dort 21 Prozent Frauen namentlich erwähnt, 2002: 18 Prozent und 2003: 13 Prozent. Die Grafik 1 veranschaulicht das Geschlechterverhältnis in den Printmedien in absoluten Zahlen: z.B. standen 2003 401 Männern nur 55 Frauen gegenüber.

Bei namentlich genannten Personen nehmen Frauen in der Altersgruppe 35 bis 49 den höchsten Anteil ein (38 Prozent). Ältere Frauen haben wenig Chancen, wahrgenommen zu werden – trotz Iris Berben, Hannelore Elsner und Angela Merkel. Männer erreichen ihren Spitzenwert (42 Prozent) in der nächst höheren Altersklasse 50 bis 64. Überraschend ist keineswegs, dass Frauen mit 21 Prozent weit vor den Männern mit 5 Prozent rangieren, wenn in unterschiedlichen Nachrichten ihr Familienstatus erwähnt wird. Eine Frau bedarf immer noch der Legitimation durch Ehemann oder Kinder, der Mann steht für sich allein »seinen Mann«. Ebenso wenig verwundert es, dass Frauen nur zu 9 Prozent (in Deutschland 6 Prozent) im Zentrum der Nachrichten stehen – also nicht nur schmückendes Beiwerk sind. Die höchste Quote (14 Prozent) erreichen sie als Hauptperson in den Zeitungen – und dort sind sie vorwiegend im Regionalteil präsent.

Frauen macht man offensichtlich gerne für Missetaten verantwortlich: Für Handlungen, die als »wrong doing« zu bewerten waren (vom politischen Skandal bis zum Mord), gab es im Februar 2000 in der deutschen Untersuchung unverhältnismäßig viele Eintragungen, insgesamt 51 mal. Auch als Opfer von Katastrophen, Gewalttaten und Unfällen kommen Frauen mit 18,7 Prozent häufiger als Männer vor (und erhöhen damit die Statistik).

Von Jahr zu Jahr steigt der Anteil der namenlosen Personenbezeichnungen im Plural, aus denen sich nicht genau erkennen lässt, ob Frauen mitgemeint sind (zum Beispiel »Jugendliche« oder »Mitglieder«). Außerdem wurde in Deutschland 2003 zum erstenmal das namenlose Maskulinum (wie »Experten«, »Regierungschefs«) gezählt und mit 125 Nennungen eine hohe Zahl ermittelt. Weibliche Namenlose wurden 26 Mal genannt.

Journalistinnen: insgesamt leicht zunehmende Tendenz

Nach wie vor dominieren bei den Mitarbeitern der Printmedien die männlichen Journalisten. Die Zahlen der Autorinnen mit namentlich gezeichneten Beiträgen schwanken seit 2000 in Deutschland erheblich, ihr Anteil betrug zuletzt 21 Prozent. Auch als Kommentatoren werden Männer bei den Zeitungen bevorzugt. 24 männlichen Kommentaren stehen am Stichtag nur vier weibliche gegenüber.

Im Fernsehen und Hörfunk sieht es dagegen besser aus: Reporterinnen, Korrespondentinnen, Moderatorinnen oder Nachrichten-Sprecherinnen kamen in Deutschland am Stichtag insgesamt zu 43 Prozent zum Zuge. In den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Hörfunksendern war das Verhältnis sogar fast ausgeglichen. Dort ist das Ziel der Gleichheit beinahe erreicht.

Bei aller Freude über diese teilweisen Fortschritte, enttäuscht doch die Tatsache, dass ein wachsender Frauenanteil hinter den Kulissen nicht zu einer größeren Frauenrepräsentanz im Programm führt. Die Gleichstellungsbeauftragte des ZDF, Lisa Kahmann kommentierte diesen Umstand pragmatisch: »Wichtig ist, ob Themen wie Geschlechterrollen und gesellschaftliche Gleichberechtigung überhaupt behandelt werden. Dafür müssen Redakteure und Redakteurinnen sensibilisiert werden.«

Gabriele Betzin

Quelle: Journalistinnenbund

zurück

MATHILDE