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Brustkrebs: Früherkennung und Prävention

 

Gespräch mit Ingrid Göcke und Cornelia Hinrichsen auf dem Hofgut Reinheim im November anlässlich einer Veranstaltung für gesunde und erkrankte Frauen

»Erkennen – Handeln – Lebensqualität« – so lautete der Titel einer gelungenen Veranstaltung der AG Brustkrebs der FrauenFreiRäume und der Frauenbeauftragten der Stadt Reinheim. Sie fand in Kooperation mit den Frauenbeauftragten des Landkreises Darmstadt-Dieburg und der Wissenschaftsstadt Darmstadt wie der Volkshochschule des Landkreises statt.

Die Frauen der AG Brustkrebs wollten mit ihrer Veranstaltung dem Tabuthema »Brustkrebs« entgegenwirken und mehr Bewusstsein für diese verbreitete Frauenkrankheit in der Öffentlichkeit schaffen. Frauen, die mehr über ihre Krankheit, den Verlauf, Behandlungsprogramm und Heilungschancen wissen, darüber sprechen und sich austauschen können, hätten bessere Chancen zu überleben - das haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben. Deshalb wandte sich das Programm besonders an gesunde Frauen. Für sie ist Prävention besonders wichtig, denn bei Früherkennung der Krankheit sind die Heilungschancen wesentlich höher.

Ingrid Göcke, Versicherungsfachfrau, und Cornelia Hinrichsen, Ärztin und psychoonkologische Beraterin, stellten ihre Brustkrebsberatung vor. Sie sind jeden ersten Montag im Monat im Hofgut Reinheim anzutreffen, bieten aber auch telefonische Beratung von Betroffenen für Betroffene an. Beide hatten sich zufällig vor zwei Jahren kennen gelernt und beschlossen, ihre persönlichen Erfahrungen und ihr berufliches Wissen in den Dienst der Sache zu stellen. Sie wollen durch ihre Beratung aus Patientinnen mündige Patientinnen machen, die wissen, wo ihnen am besten geholfen wird. Cornelia Hinrichsen hat schon 1999 in Berlin bei der Brustkrebsinitiative mitgearbeitet; das war einer der ersten und größten Patientinnenverbände in Deutschland. Wie so vieles, so stammt auch die Brustkrebsbewegung aus den USA. In Deutschland hat sie sich 1997 formiert. Inzwischen sind diverse Patientinneninitiativen wie »Mammazone« in Augsburg oder »Mut« in Münster - entstanden. Die AG Brustkrebs ist übrigens, wie andere Patientinneninitiativen vor Ort, auch politisch aktiv und fordert bei Ärzten und Krankenhäusern Qualität ein. Daran mangelt es immer noch, so Cornelia Hinrichsen. Den letzten Stand in punkto Ausbildung, OP-Erfahrungen und Therapie bieten die Zentren in Heidelberg und Frankfurt a.M. in den Uni-Kliniken.

Um gesunden wie kranken Frauen leichte Körperbewegungen ohne Stress oder ein sanftes Fitnesstraining näher zubringen, hatten die Organisatorinnen spezielle Schnupperkurse in ihr Programm aufgenommen. Sie machten auf Tanztherapie, Rebounding, einem sanften, gelenkschonenden Fitnesstraining auf dem Trampolin, Sport-light, Bewegung ohne Stress oder Entspannungsübungen für Körper und Geist aufmerksam. Mit Sport und guter Ernährung, ebenfalls ein Programmpunkt, lebt Frau gesünder und stärkt das Immunsystem. Das verringert die Wahrscheinlichkeiten, an Krebs zu erkranken. Man weiß zwar immer noch zu wenig über die Ursachen von Brustkrebs, aber man kann sagen, dass Sport, gesunde Ernährung, Lebensplan und weniger Stress große Chancen bieten, seltener zu erkranken.

Aussage von Cornelia Hinrichsen:
»Prävention ist wichtig, weil es fürs Lebensgefühl wichtig ist, zu sagen, ich selber bin beteiligt und kann auch etwas tun für mich, wenn ich noch nicht erkrankt bin. Wenn ich gesund lebe, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich erkranke, geringer; z.B. ist die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken um das 1,4 fache erhöht, wenn man Raucherin ist oder Alkohol trinkt. Insofern hat man schon Einfluss...«

Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag »Screening - eine Chance, Leben zu retten« von Dr. Margit Reichel aus Wiesbaden, der Leiterin des Mammographie-Screening-Projektes in Hessen. Sie schilderte die Formalitäten und den Ablauf im Screening-Zentrum und den Sinn und Zweck, nämlich Veränderungen wie Knoten in der Brust - möglichst in einem sehr frühen Stadium - zu erfassen. Anschließend sollte mit möglichst wenig Behandlung, ohne radikale Eingriffe, also auch ohne Chemotherapie oder evtl. ohne Bestrahlung, eine Heilung angestrebt werden. Dieses Screening-Programm soll in den nächsten Jahren bis 2005 bundesweit eingeführt werden. Hier in Hessen wird es voraussichtlich schon im nächsten Jahr starten können. Alle Frauen im Alter zwischen 50 bis 69 Jahren werden dann alle zwei Jahre eingeladen, an solchen Untersuchungen teilzunehmen. Dr. Reichel versicherte, dass dasScreening-Team sehr sensibel mit den Frauen umgehen werde. Das ist auch notwendig, denn nicht zuletzt bei vorgeblich «gesunden« Frauen werden mit großer Wahrscheinlichkeit neue Brustkrebsfälle entdeckt. In menschlich wie räumlich angenehmer Atmosphäre wird dann ein späteres Diagnosegespräch besser zu verkraften sein. Dr. Reichel ebenso wie die AG Brustkrebs wünschen sich, dass die eingeladenen Frauen dieses Angebot annehmen und vom Sceening Gebrauch machen. Es ist in der Tat eine Chance, Leben zu retten!

Ursula Geiling

Beratungszeiten und -orte:
Reinheim:

1. Montag im Monat 10.00 - 12.00 Uhr, Hofgut Reinheim, Kirschstraße 24
FFR Darmstadt:
3. Mittwoch im Monat 15.00-17.00, Rheinstraße 12c, III. Stock

Telefonberatung
Ingrid Göcke, Sozialversicherungskauffrau
montags 17.00 - 19.00 Uhr, Tel. 06162/1632
Cornelia Hinrichsen, Ärztin. psychoonkologische Beratung
mittwochs 18.00 - 20.00 Uhr

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