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Bilder spiegeln Leben

Durch Bildnerisches Gestalten Integration schaffen

Durch Bildnerisches Gestalten Integration schaffen: An der Gustav-Heinemann-Schule in Dieburg hat die Kunster zieherin Inge Ahrnt ein Projekt ins Leben gerufen, in dem behinderte Kinder zu Geschichten bekannter AutorInnen malen und diese so auf ihre Weise neu erzählen. Aus dem Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Designerin Kerstin Heinlein ein wunderschönes Kinderbuch. sprach mit den beiden Frauen über das Projekt.

Der Dialog mit behinderten, insbesondere mit geistig behinderten Kindern ist nicht immer ganz einfach, da unser gewohntes Mittel Sprache nicht ohne Weiteres greift. »Je stärker die Behinderung, umso schwieriger gestaltet sich der Dialog und umso größer ist der Bedarf an neuen Kommunikationswegen,« sagt Inge Ahrnt. Einer dieser neuen Kommunikationswege ist das Nutzen des kreativen Potentials der Kinder: Malen als Ausdruck, mit dem behinderte Kinder sich in ihrer Persönlichkeit mitteilen können.
Die Kunsterzieherin Inge Ahrnt begleitet an der Gustav-Heinemann-Schule in Dieburg seit Jahren das bildnerische Schaffen behinderter Kinder. Sie stellte fest, dass Kinder beim Malen und Zeichnen ihre eigenen Fähigkeiten entdecken, die ihnen sonst innerhalb unserer üblichen gesellschaftlichen Leistungskriterien versagt bleiben. »Das kreative Schaffen ermöglicht ihnen, aktiv und selbstbestimmend zu handeln, sie schaffen Neues und Einzigartiges.« Das Selbstvertrauen wird durch die Anerkennung, die diese Kinder für ihre Arbeiten bekommen, gestärkt. Aus dieser Arbeit entstand ein Buchprojekt, in dem zeitgenössische Kinder-Literatur namhafter AutorInnen durch die Kinder bildnerisch umgesetzt wurde.

Wie und wann kam die Idee zu diesem Projekt zu Stande? Gab es Schwierigkeiten bei der Realisierung? Wie lange dauerte es, bis das fertige Produkt vorlag?

Kerstin Heinlein: »Die Idee hatten wir zusammen im Sommer des vergangenen Jahres, als Inge Ahrnt mir die Bilder der behinderten Kinder zeigte und ich zutiefst beeindruckt war. Die Idee wuchs im Laufe der Zeit zu diesem Projekt. Zuerst war nur eine Ausstellung geplant, dann hatten wir vor, einen kleinen Ausstellungskatalog herauszugeben. Damit ein gutes Konzept zugrunde liegt, kamen wir auf die Idee, Illustrationen zu Geschichten zu machen. Nachdem wir - über meine Kontakte in dieser Branche - die namhaften AutorInnen einfach ansprachen und das Feedback überwältigend war, beschlossen wir, das Ganze in Buchform zu veröffentlichen. Die Geschichten durften wir im Rahmen dieses Projekts ohne Lizenzgebühren oder Autorenhonorare veröffentlichen. Diese Bereitschaft der AutorInnen fanden wir ganz besonders toll. Wir recherchierten nach Möglichkeiten, nach Sponsoren und nach einer Buchdruckerei. Die Produktionszeit des Buches an und für sich betrug inklusive Druck fünf Wochen.«

Beschreiben Sie unseren Leserinnen bitte, wie die praktische Arbeit im Projekt aussah. Wie haben die Kinder gearbeitet?

Kerstin Heinlein: »Die Kinder haben über einen Zeitraum von gut acht bis neun Monaten sehr intensiv und hart gearbeitet und zu allen Geschichten illustriert. Die Auswahl der besten Arbeiten finden sich im Buch wieder. Jede Geschichte wurde aufgenommen, gemeinsam mit Inge Ahrnt besprochen und verinnerlicht und danach bildnerisch umgesetzt.«

Wie fühlten sich die Kinder, als sie das Buch in Händen hielten?

Kerstin Heinlein: »Die Kinder waren sehr stolz, ihre Augen glänzten, als ihr Werk am 27. Juni diesen Jahres bei der dem Projekt begleitenden Ausstellung in Groß-Umstadt vorgestellt wurde. Sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, stärkt ihr Selbstbewusstsein und die Anerkennung und das durchweg positive Feedback zu ihrer Leistung sind von enormer Wichtigkeit für diese Kinder.«

Welche Hilfen hatten Sie?

Kerstin Heinlein: »Die gute Teamarbeit von Inge Ahrnt und mir, die gleiche Wellenlänge in der Vorstellung des Konzepts, machte das Projekt möglich. Darüber hinaus waren es die Ergänzung der Kompetenzen, das heißt, die pädagogisch-künstlerische Arbeit von Inge Ahrnt und das durch meinen Beruf technische Umsetzungsvermögen und die Organisation und das Management eines solchen Projektes, die die Realisation gut gelingen ließ. Besonders dankbar sind wir unseren Sponsoren und Förderern (Hessische Staatskanzlei, Stadt Groß-Umstadt, Gustav-Heinemann-Schule, Artur Fischer der Fischerwerke und Schwan Stabilo), die uns finanziell unterstützten.
Wir vertreiben das Buch selbst. Auf unserer Website
www.kerstin-heinlein.de
und
www.kinderbuchprojekt.de
oder telefonisch unter 06162-3618
oder 06162-84111
kann das Buch direkt bei uns bestellt werden.«

Gibt es Ideen für ein neues Projekt?

Kerstin Heinlein: »Es gibt neue Ideen, die wir derzeit ausloten, und wir sind natürlich offen für Kinder-Projekte, die gerne an uns herangetragen werden können.«

Gabriele Merziger

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