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Frauen unternehmen was

Wirtschaftsfaktor Unternehmerin

Das wirtschaftliche Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft

»Die Situation von Unternehmerinnen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren verbessert. Dies zeigen die wachsende Anzahl und Qualität der Gründungen von Frauen, aber auch neue zielgruppenorientierte Förderansätze auf Bundes- und Landesebene«, so eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Band 218, Schriftenreihe des Ministeriums, 2002). Bundesweit wird jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet. Das wirtschaftliche Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Die Bundesregierung möchte bis 2005 sogar eine Erhöhung des Anteils der Gründerinnen auf 40 Prozent erreichen.

Rund eine Million Unternehmerinnen (28 Prozent der Unternehmen) sind bislang bundesweit tätig. Gleichzeitig sind Unternehmerinnen aufgrund persönlicher Charakteristika, existierender Rahmenbedingungen, gesellschaftspolitischer Situation und herrschender Gründerkultur noch in einer anderen Situation als Unternehmer. Eine Unternehmerinnenkultur ist erst in den Anfängen sichtbar, heißt es in der Studie.

In Hessen war bis 1999 die Wirtschaftsförderung frauengeführter Unternehmen und das Thema Existenzgründung von Frauen dem Frauenministerium zugeordnet, mit Unterstützung des Ministeriums und vielerorts unter Beteiligung von kommunalen Frauenbeauftragten, lokalen und regionalen Initiativen, Netzwerken und Vereinen, die sich gegenseitig animierten und auch eine Form von Gründerinnenkultur initiierten. Die CDU-geführte Landesregierung siedelte dann das Thema Frauenpolitik im Sozialministerium an. Ein knappes Budget ist für den Projekt-Bereich Existenzgründung vorgesehen. Im vergangenen Jahr entdeckte dann das Hessische Wirtschaftsministerium »Frauen als Wirtschaftsfaktor« und organisierte den ersten Unternehmerinnentag in Wiesbaden. Die zweite Veranstaltung im Juni 2003 besuchten noch mehr Frauen, so dass man(n) nun ein tatsächliches Interesse und Potenzial erkennen kann.

Auf Bundesebene wurde vor zwei Jahren eine neue Förderhilfe, das DtA-Startgeld (bis 50.000 Euro), aufgelegt, mit dem besonders die Zielgruppe Existenzgründerinnen angesprochen werden sollte. Die Zahl der bisher geförderten Gründerinnen entspricht dem Anteil von 28 Prozent der unternehmerisch tätigen Frauen. Mit dem im letzten Jahr neu eingeführten Förderinstrument Micro-Darlehen (bis 25.000 Euro) der Ausgleichsbank (DtA, ab September 2003 KfW-Mittelstandsbank) wurden aber bereits 40 Prozent der bewilligten Förderungen an Gründerinnen ausgezahlt. Das spiegelt einerseits die Tatsache wider, dass Frauen insgesamt kleinere Unternehmen gründen bzw. für ihre Gründungen einen geringen Kapitalbedarf benötigen, andererseits aber auch, dass der Anteil der Gründungen durch Frauen ansteigt. In der öffentlichen Wahrnehmung und in der Wahrnehmung der wirtschaftsfördernden Einrichtungen spielen Unternehmerinnen bisher eher eine Rolle am Rande. Eine Ausnahme bildet dabei die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort wird die Unternehmerin zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses gerückt und im Magazin »IHK Wirtschaftsforum« mit einem »Special« (Ausgabe 06.03) bedacht. Seit drei Jahren gibt es jährlich eine Veranstaltung mit dem Titel »FrauenMachtKarriere«, die in Kooperation mit dem Frauenreferat der Stadt Frankfurt und der evangelischen Akademie Arnoldshain e.V. und unter Beteiligung namhafter Frauennetzwerke/-verbände stattfindet. Zwei Frauen sind für diese Art von Veranstaltungen die treibenden Kräfte: die Vizepräsidentin der Kammer, Dagmar Bollin-Flade, und die Geschäftsführerin der IHK, Barbara Ullreich.

Das Deutsche Gründerinnenforum e.V., ein bundesweites Netzwerk für Information, Vermittlung, Austausch und Zusammenarbeit zum Thema Existenzgründung von Frauen, will das Klima für Gründerinnen verbessern und versteht sich als Lobby für Gründerinnen. Vernetzt werden aktive Netzwerkkerne, die sich in den letzten Jahren auf lokaler und regionaler Ebene entwickelt haben und für ein vitales Milieu für Gründungen sorgen. Frauennetzwerke haben Konjunktur, sie sind präsent, sie geben Starthilfe und sorgen mit ihren Möglichkeiten für Unternehmensförderung ohne besondere öffentliche Anteilnahme. »Gründer braucht das Land«, so lautet der Appell, mit dem auf eine Telefon-Aktion des »Darmstädter Echo« im vergangenen August hingewiesen wurde. Sich auch an Gründerinnen zu wenden, scheint nicht der Mühe wert zu sein. Und doch sind Unternehmerinnen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, die wirtschaftlichen Potenziale werden gerade erst von den Frauen erschlossen und sind noch lange nicht ausgeschöpft.

Ich bin meine eigene Chefin

Vor einigen Jahren war die Motivation von Frauen für den Start in die Selbstständigkeit in erster Linie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Berufliche Wiedereinsteigerinnen sahen nach der Familienphase wenig oder keine Aufstiegschancen in traditionellen Unternehmen. Aus der Arbeitslosigkeit heraus wagten Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit vorwiegend, weil sie fortan ihre eigene Chefin sein wollten. Die wirtschaftliche Situation und damit auch die Situation am Arbeitsmarkt hat sich zunehmend verändert, die Zahl der Arbeitslosen ist weiter gestiegen, für viele abhängig Beschäftige droht der Verlust des Arbeitsplatzes als Folge von Insolvenzen und Personalabbau wegen Firmenveräußerungen und -konzentrationsbestrebungen. Mit einer Entspannung der Lage ist vorerst eher nicht zu rechnen.

Der Schritt in die Selbstständigkeit bietet Chancen und Perspektiven für eine künftige existenzsichernde Tätigkeit. Die Gründung ist ein Weg, der aus der Arbeitslosigkeit herausführt. Das zeigt auch die ansteigende Zahl der Gründungen, die vom Arbeitsamt mit Überbrückungsgeld und seit Anfang des Jahres mit dem Existenzgründungszuschuss »ICH-AG« gefördert werden, während insgesamt die Zahl der Existenzgründungen leicht rückläufig ist.

Chancen erwachsen vor allem für Frauen. Die Gründerinnen verfügen meist über eine sehr gute berufliche Qualifikation, eine vielschichtige Erwerbsbiografie, ein reiches Erfahrungswissen, haben Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssen, sind erprobt im Familienmanagement und damit vielfach auch im Krisenmanagement. Sie entscheiden sich sehr bewusst für die Selbstständigkeit. Für viele kommt eine abhängige Beschäftigung nicht mehr in Frage.

Am Anfang ist die Idee - von der Vision zur Gründung

Der Schritt in die Selbstständigkeit will gut durchdacht, möglichst umfassend geplant und sehr gut vorbereitet sein. Erfolgreicher am Markt sind nach Aussage einer Studie der Ausgleichsbank Gründungen, die mit Fördermitteln unterstützt wurden und bei denen die GründerInnen zuvor für die Antragstellung ein professionelles Unternehmenskonzept ausarbeiten mussten. Auch wer professionelle Beratung in Anspruch nimmt, hat vergleichsweise höhere Erfolgschancen, denn Beratungsprofis unterstützen nicht nur bei der Konzepterstellung, sie können auch eine realistische Einschätzung des Vorhabens geben und im Beratungsprozess Stärken und Schwächen sowohl der Idee als auch der potenziellen Gründerin analysieren. Ist etwa die Marktfähigkeit des Vorhabens nicht gegeben, so kann überprüft werden, unter welchen Rahmenbedingungen es dennoch erfolgversprechend sein könnte.

Die Vorteile eines Konzeptes liegen buchstäblich auf der Hand der Gründerin. Es dient als Entscheidungshilfe und Orientierung, es hilft bei der Kreditbeschaffung zur Vorlage bei Banken, benötigt wird es für das Gutachten der fachkundigen Stelle zur Beantragung von Überbrückungsgeld, es unterstützt bei der schrittweisen Realisierung und ermöglicht ein Controlling.

Wer bietet Unterstützung?

Informationen und Beratungsangebote zum Thema waren noch nie sie so leicht zugänglich wie heutzutage durch das Internet (siehe Link-Liste). Doch bei allen verfügbaren Informationen besteht bei den Gründerinnen der Bedarf an einer frauenspezifischen Fachberatung, bei der die individuelle Gründungsidee unter Berücksichtigung der Persönlichkeit der Gründerin und ihrer eigenen Biografie im Mittelpunkt steht. Beratungen für GründerInnen fördert das Hessische Wirtschaftministerium, wobei die RKW Hessen GmbH (Rationalisierungs- und Innovationszentrum der deutschen Wirtschaft) mit der Durchführung der Beratung beauftragt ist; das Bundesamt für Wirtschaft; das Arbeitsamt bei der Gründung aus der Arbeitslosigkeit oder bei beruflichem Wiedereinstieg.

Förderung durch das Arbeitsamt

Seit 1986 fördert das Arbeitsamt den Schritt in die Selbstständigkeit mit einem Zuschuss zum Lebensunterhalt, dem Überbrückungsgeld (§ 57 SGB III), das in den ersten sechs Monaten nach der Gründung den Start erleichtern soll.

Voraussetzungen: Leistungsbezug oder Leistungsanspruch dem Grunde nach, Tragfähigkeitsbescheinigung einer fachkundigen Stelle.

Seit Januar 2003 ist ein weiteres Förderinstrument, die »ICH-AG« (EXGZ - § 421 I SGB III) in das Arbeitsförderungsrecht aufgenommen worden.

Voraussetzungen: Die GründerIn muss im Leistungsbezug (Entgeltersatzleistungen) sein. Der Existenzgründungszuschuss kann insgesamt drei Jahre gewährt werden. Der Zuschuss beträgt im ersten Jahr 600 Euro, im zweiten Jahr 360 Euro, im dritten Jahr 240 Euro monatlich. Die ICH-AG-GründerInnen sind in der gesetzlichen Rentenversicherung versicherungspflichtig, in der gesetzlichen Krankenversicherung werden sie als freiwillige Mitglieder aufgenommen. Die Gründerin darf im Jahr nicht mehr als 25.000 Euro Gewinn erzielen, um die Förderung nicht zu verlieren. Seit Juli 2003 darf die Gründerin auch Arbeitgeberin sein. Das Arbeitsamt informiert und berät, welches Förderinstrument im Einzelfall in Frage kommt. Wer Beratungs- und Weiterbildungsbedarf hat, kann einen Beratungsscheck vom Arbeitsamt erhalten und entsprechende Leistungen bei Beratungsunternehmen in Anspruch nehmen.

Wie geht es nach dem Start weiter?

Nach der Startphase beginnt für die Gründerin die Phase, in der sie sich am Markt etablieren und sich als Unternehmerin behaupten muss. Dabei stellen sich Erfolge ein, aber auch Stillstand und Rückschläge sind zu verkraften. Auch in dieser Phase gibt es öffentlich geförderte Beratungsangebote und Coaching, die frau in Anspruch nehmen kann. Unterstützung leisten besonders Netzwerke, wie hier in der Region das FachFrauenNetzwerk e.V. Sie bieten eine Plattform für den Erfahrungsaustausch, fachliche Informationen, die Möglichkeit, sich und das eigene Unternehmen zu präsentieren, sowie Kooperationen und wertvolle Kontakte.

Christine Vonderheid-Ebner

Allgemeine Infos / Links / Portale:

  • www.arbeitsamt.de
  • www.bmwa.bund.de
  • www.dta.de
  • www.fachfrauennetzwerk.de
  • Materialien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit
  • Starthilfe, der erfolgreiche Weg in die Selbstständigkeit
  • Infoletter-Gründerzeiten Nr. 2, Existenzgründungen durch Frauen
  • Infoletter-Gründerzeiten Nr. 15, Gründung aus der Arbeitslosigkeit
  • Software-Paket 6.0 für Gründer und junge Unternehmen
    Bestelltelefon: 01888-615-4171
    Bestellfax: 0228-4223-462

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