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Marianne Henry-Perret und ihre Mitarbeiterin

Foto: Agnes Schmidt

Existenzgründerin

Ein Stück Frankreich in der Mitte von Darmstadt

La Java, ein Bistrot mit französischem Flair

Marianne Henry-Perret macht ihrem Vornamen alle Ehre: sie steht sinnbildlich als Personifikation Frankreichs für eine der besten französischen Restaurants in Darmstadt vor. Bereits vor zwei Jahren eröffnete sie am Donnersbergring unter dem klangvollen Namen La Java ein Bistrot mit französischem Flair, das sie nun seit Anfang des Jahres im Keller des Alten Pädagogs weiterführt. Jahrhundertelang war die vormalige Lateinschule in Darmstadt nur für Männer zugänglich, jetzt regiert hier, zumindest in ihrem Untergeschoss, eine Frau, die sich eine Feministin nennt und gern Frauengruppen in ihrem Lokal empfängt. »Ich bin manchmal sehr frech zu den Männern«, sagt sie. Als einmal ein Mann sie längere Zeit nicht aus den Augen ließ, fragte sie ihn: »Warum schauen Sie mich an und nicht Ihre wunderschöne Frau?« Womit sie gleich das Herz der Frau gewann.

Der alte Pädagog hat durch Frau Marianne eine weibliche Note bekommen: spartanisch aber effektvoll sind die Lampen angebracht und der Raum ist mit roten Stoffbahnen interessant aufgeteilt. Bei der Umgestaltung des Lokals war die Berufserfahrung der Französin als Innenarchitektin sehr von Nutzen. Sie arbeitete in ihrem ursprünglichen Beruf mehrere Jahre in Deutschland, nachdem sie der »Liebe wegen« vor zehn Jahren hierher kam. Eines Tages hatte sie dann die Nase voll vom schlechten Geschmack ihrer KundInnen und wechselte den Beruf. Sie wurde Gastronomin.

Mit La Java hat die Jungunternehmerin baskisch-algerischer Herkunft eine eigene »Ile de France« geschaffen mit persönlicher Atmosphäre, sich zur Freude und den Darmstädterinnen und Darmstädtern zum Vergnügen.

Der Name La Java ist übrigens nicht der Name der fernen Insel in Indonesien, sondern ein Tanz heißt so, eine Art Walz-Musette, der in den Arbeitervierteln von Paris oft und gern getanzt wird. Die Verbundenheit mit den »kleinen Leuten« hat Marianne von ihrem baskischen Großvater geerbt, der nach dem Ersten Weltkrieg aktives Mitglied der Volksfront war. Getanzt wird im Pädagogkeller allerdings (noch) nicht, aber Musik gibt es jede Menge. Jeden letzten Samstag im Monat kommt Willy aus Paris und stellt seine Chansons vor und seit Kurzem gibt es auch Jazz mit wechselnden Bands. Nur im Keller, nicht im Garten: »das wäre nicht elegant«.

Marianne Henry-Perret ist mehr Freundin als Chefin ihrer Angestellten. Ketevan, eine Ärztin aus Georgien, deren Diplom in Deutschland nicht anerkannt ist, steht an der Theke und am Wochenende hilft auch Nina, ihre Schwester. In der Küche arbeitet Serge aus Westafrika und der Deutsche Ralph seit zwei Monaten. Alles ganz international, nach Geschmack der Wirtin.

Ob es ein Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Gästen gebe, wollte wissen? Auf jedem Fall: Männer haben keine Phantasie, sie sind vorsichtig, bestellen oft nur, was sie kennen, vor allem bei Getränken. Frauen sind experimentierfreudiger, sie probieren gern etwas Neues aus. So freuen sich die meisten Frauen auf einen Cocktail mit dem Namen »Sex on the beach«, dessen Zusammensetzung natürlich nicht verraten wird.

Allerdings müssen sich auch Männer immer wieder auf etwas Neues einlassen, da sich die Speisekarte alle zwei Wochen ändert. Auch deswegen lohnt es sich, öfters in den Pädagogkeller gehen. Eines bleibt allerdings unverändert: die Charme und die Herzlichkeit der neuen Pächterin.

Gerty Mohr/Agnes Schmidt

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