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Über den Tellerrand

Der Kommentar zum Krieg

Unsere ganz persönliche Friedensarbeit

Krieg. Wir fühlen uns betroffen. Aber wir sind es nicht, wirklich betroffen sind andere.

Ein Krieg für den Frieden, für die Befreiung, für eine - ihre - gerechte Sache. Welch überhebliche Sicht bei den Erklärungen der angeblich rechtmäßigen Absichten der übermächtigen USA. Sie machen mir mindestens genauso viel Angst, wie der Diktator Saddam Hussein.

Wie schnell alles Leben in Trümmern liegen kann, das wird uns bewusst, wenn wir die Bilder dieses Krieges sehen. Live. Im Fernsehsessel. Dieser Krieg wird analysiert und zerredet, es werden Fehler, die im Laufe der Jahre bei allen Beteiligten gemacht wurden, gesucht.

Armeen von anonymen Menschen demonstrieren und beten für den Frieden - abstrakt, auf meist friedlichen Straßen. Dieses Mal besonders beeindruckend, weil zum ersten Mal im Vorfeld eines Krieges solch riesige Menschenmengen in aller Welt einen Gegenwind wehen lassen.

Bewundernswerter Aktionismus gegen die Zerstörung von Leben und Kultur. Was wäre auch sonst möglich? Aber es bleibt hilfloser Aktionismus und richtet sich wider eine Sache, die unabänderlich geschieht. Heute.

Wissenschaftlich werden die Fehler erforscht, um herauszufinden, welche Grundprinzipien dahinter stecken. Sehr mühsam und sehr schwierig.

Gleichzeitig wird perverserweise vorher schon am grünen Tisch darüber diskutiert, wie die Ressourcen - wirtschaftliche, menschliche, staatliche - morgen, nach dem Krieg, verteilt werden. Und das, ohne die Menschen zu fragen, die es betrifft. Statt Hussein und seinem Gefolge verwalten nun andere den Reichtum, der eigentlich allen Menschen im Irak zustehen würde.

Und wir? Was tun wir, wenn der Krieg tatsächlich vorüber ist? Wir diskutieren am Biertisch noch ein bisschen weiter, sind froh, dass alles vorbei ist und setzen unseren Alltag fort. An unserem Leben hat sich ja nichts verändert. Das Gerangel ums Öl geht weiter.

Wir sollten nicht vergessen, wie dünn der Mantel unserer Sicherheit ist. Und anfangen, das zu tun, was wir aktiv für Frieden tun können: in der Erziehung unserer Kinder, in unserem Konsumverhalten und im Verhalten und Denken über Andere. Jede unserer Handlungen ein bisschen mehr überdenken. Mit Respekt für unsere Erde, die Menschen, die auf ihr leben, und unsere Zukunft - nicht nur, wenn irgendwo der Krieg tobt.

Frieden ist Persönlichkeitsarbeit. Jeden Tag. Schon heute.

Gabriele Merziger

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