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MATHILDE

Auf der Eisenbahn

Rascher Blitz, der mich trägt
Pfeilschnell, von der Gluth bewegt,
Sausend durch des Tages Pracht,
Brausend durch die dunkle Nacht,
Donnernd über Stromesschäumen,
Blitzend an des Abgrunds Säumen,
Durch der Berge mächt'ge Grüfte,
Durch der Thäler nächt'ge Klüfte,
Durch der Saaten goldne Wogen,
Ueber stolze Brückenbogen,
Durch der Dörfer munter Leben,
Durch der Städte bunter Weben. -
Könnt' wie du, das freie Wort
Sausend zieh'n von Ort zu Ort!
Alle Herzen, die ihm schlagen,
Stürmisch so von dannen tragen,
So aus einem Land zum andern
Siegend die Gedanken wandern! -
Freies Wort, wer gründet Schienen,
Deinem Bahnzug stark zu dienen? -

Louise von Plönnies

 

Die Darmstädterin Louise von Plönnies (1803 - 1872), war in ihrer Zeit eine bekannte Dichterin. Ihr Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Darmstadt. Das Gedicht “Auf der Eisenbahn” entstand vermutlich Ende der 1840er Jahre, nachdem Darmstadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde.

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