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Nur für Senkrechtstarterinnen

Pilotinnen heute

Für junge Frauen, die nach ganz oben wollen und dort auch noch den vordersten Platz su- chen, bietet sich der Beruf der Verkehrsflugzeugführerin an.

Der bekannteste Weg in die Luft führt über Lufthansa. Folgendes wird von den BewerberInnen verlangt: Alter von 19-27 Jahren, Abitur, fließend Deutsch und Englisch, gute Gesundheit und eine Körpergröße zwischen 1,65 und 1,95 m. Wer schon mehr als fünf Punkte im Verkehrszentralregister angesammelt hat, sollte sich einen anderen Beruf suchen, ebenso, wer schon wegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr aufgefallen ist. Vor das Fliegen haben die Ausbilder außerdem den Schweiß gesetzt. Die BewerberInnen - 10 - 15 % Frauen - unterziehen sich einem zweitägigen Eignungstest, in dem unter anderem mathematische Kenntnisse, Konzentrationsfähigkeit und räumliches Denken verlangt werden. In Gruppengesprächen werden außerdem psychische Belastbarkeit und Teamfähigkeit getestet. Nach diesem Auswahlverfahren sind von den BewerberInnen noch 10 % übrig. Die große Mehrheit muss den Traum vom Fliegen deshalb nicht begraben; es gibt noch andere Flugschulen, in denen frau es bis zur Verkehrsflugzeugführerin bringen kann.

Die Pilotin Kirsten Bünger hat ihr Handwerk zum Beispiel bei RWL German Flight Academy gelernt. Da sie schon die Lizenz für Motorflugzeuge hatte, dauerte die Ausbildung nur ein Jahr; fliegerisch Unbedarfte brauchen zwei Jahre. Aus einer Fliegerfamilie kommend, beherrschte Kirsten Bünger schon als Jugendliche das Segelfliegen, lernte dann den Umgang mit Motorflugzeugen und begeisterte sich für das Kunstfliegen. »Das ist das Tollste überhaupt. In einer Verkehrsmaschine darf man ja nur ganz vorsichtig geradeaus...«

Bis zum 11.9.2001 stand die Tür zum Cockpit offen, so dass Kirsten Bünger mit mancherlei Ansichten bezüglich Fliegen und Frausein konfrontiert wurde. Ältere Damen freuten sich häufig über die Pilotin; Sprüche wie »Oh, Gott, 'ne Frau« und noch Chauvihafteres bekam sie aber auch zu hören. Erst seit den 80er Jahren dürfen Frauen in Deutschland Verkehrsmaschinen fliegen, nachdem eine Pilotin vor Gericht geklagt hatte.

Zur Zeit hat Kirsten Bünger eine Teilzeitstelle (75 %) bei Eurowings und ist in der Regel abends zu Hause bei ihrem Kind. Im Monat übernachtet sie drei bis vier Mal auswärts, und genießt einige dienstliche Aufenthalte im Jahr in schönen Ecken der Welt.

Ein Wermutstropfen gleich zu Anfang der Fliegerei sind die Ausbildungskosten: Bis zu 100.000 Euro werden fällig (je nach Schule), die zurückgezahlt sein wollen. Das Anfangsgehalt für VerkehrsflugzeugführerInnen liegt zwar bei rund 50.000 Euro pro Jahr und kann sich mit der Berufserfahrung erheblich steigern, aber diese Kosten führen doch dazu, das sich eher betuchte junge Leute zur Fliegerei berufen fühlen. Obwohl ein langes Studium auch Geld kostet und für die Pilotenausbildung auch Bafög beantragt werden kann.

Renate Arnemann

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