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Melli Beese mmm

Marga von Etzdorf 

 

Hanna Reitsch

Thea Rasche mmm

Pionierinnen der Lüfte

Sie entwickelten eigene Flugzeuge, eröffneten Flugschulen und flogen gegen alle Widerstände der Männer: Frauen in der Luftfahrt

Die in Dresden geborene Melli Beese (1886-1925) hatte viele Begabungen: sie spielte mehrere Instrumente, zeichnete und malte und lernte mehrere Sprachen. Zwischen 1906 und 1909 studierte sie in Stockholm an der Kunsthochschule Bildhauerei. In ihrer Freizeit war sie begeisterte Hochseeseglerin und erwarb nebenbei Kenntnisse im Schiffsbau. Später hörte sie an der Technischen Hochschule Dresden Vorlesungen über Flugtechnik und -mechanik. Als sie 1910 ihren Traum, die Führung eines Motorflugzeugs zu erlernen, in die Tat umsetzen wollte, erlebte Melli Beese die erste Enttäuschung ihres Lebens:

Die wenigen Flugschulen lehnten ihre Bewerbung mit dem Argument ab, Frauen könnten Technik nicht verstehen und seien ungeeignet für die Führung eines Motorflugzeuges. Melli Beese gab nicht auf: sie ertrug die ablehnende Haltung der Fluglehrer, die sie schließlich gegen hohe Gebühren doch in die Flugzeugführung einweihten, überstand einige Unfälle und legte an ihrem 25. Geburtstag im September 1911 als erste Frau in Deutschland ihre Prüfung als Pilotin ab.

Ein Jahr später eröffnete die Flugpionierin zusammen mit ihrem späteren Mann, dem Franzosen Charles Boutard, die "Melli-Beese-Flugschule GmbH" in Johannistal bei Berlin. Neben ihrer Tätigkeit als Fluglehrerin entwickelte Melli Beese auch ein eigenes Flugzeug, die "Melli-Beese-Taube", die entscheidende Verbesserungen gegenüber älteren Flugzeugtypen aufwies und in der Herstellung wesentlich billiger war, als andere zeitgenössische Flugzeuge.Trotz dieser Erfolge endete Melli Beeses Leben tragisch: Der Erste Weltkrieg brach aus, sie und ihr Mann wurden als feindliche Ausländer interniert. Sie konnte nach dem Krieg nicht mehr an ihre Erfolge als Pilotin und Fluglehrerin anknüpfen. Nach einer Bruchlandung mit einer ausgedienten Fokker auf dem Berliner Flugplatz Staaken, hatte diese starke Frau zum Neuanfang keine Kraft mehr: sie erschoss sich am 22. Dezember 1925 in einer Pension in Berlin-Halensee.

Noch vor dem Selbstmord von Melli Beese, im Mai 1925 wurde auf der Tagung der Internationalen Komission für die Luftfahrt gegen die heftigen Einwänden der französischen Delegierten beschlossen, dass "ein Führerschein für Luftverkehrsflugzeuge nur männlichen Personen ausgestellt werden dürfe". Die Empörung unter den Pilotinnen war groß. Die französische Pilotin Bolland, die eine Firma für Personenluftverkehr leitete, weigerte sich prompt ihr Zertifikat als Flugzeugführerin abzugeben. Auch die erfolgreichen amerikanischen Pilotinnen akzeptierten diesen Beschluss nicht.

In den 1920er Jahren hatten Frauen in Deutschland besonders schwer als Flugzeugführerinnen akzeptiert zu werden: beschäftigungslosen Militärflieger besetzen den engen Arbeitsmarkt, Frauen hatten kaum Chancen als Pilotinnen Arbeit zu finden. Trotzdem erlangten einige deutschen Flugzeugführerinnen zwischen den beiden Weltkriegen mit ihren beachtenswerten Leistungen hohes Ansehen: Marga von Etzdorf (1907- 1933) legte zum Beispiel 1931 in einem kleinen Sportflugzeug die Strecke Berlin-Tokio in 11 Tagen zurück und Elly Beinhorn (1907 -) flog in einem winzigen Eindeckerflugzeug über die Sahara. Sie musste in der Nähe von Timbuktu notlanden. Von Dezember 1931 bis Juli 1932 flog sie um die Welt. Sie konnte nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Karriere als Pilotin fortsetzen und feierte als die "große alte Dame des Flugsports" voriges Jahr ihren 95. Geburtstag.

Eine der bedeutendsten Pilotinnen der dreißiger Jahre war sicherlich Hanna Reitsch (1912-1979). Mit 22 Jahren brach sie ihr Medizinstudium ab und wurde Forschungs- und Testpilotin. Sie erwarb Lizenzen für Verkehrsmaschinen und für den Kunstflug und wurde als erste Frau zum Flugkapitän ernannt. Ab den 1930er Jahren war sie am Deutschen Forschungsinstitut für Segelflug in Darmstadt (Griesheim) tätig. Während der Nazi-Zeit stieg ihre Karriere steil an.

Sie bekam zahlreiche Auszeichnungen und war noch Ende April 1945 bei Hitler im Führerbunker um ihn auszufliegen, bekanntlich weigerte er sich jedoch mitzufliegen. Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den Nationalsozialisten kam sie nach dem Krieg in amerikanische Gefangenschaft. Auch nach der Entnazifizierung behielt sie in ihrer Autobiografie ihre unkritische Haltung zum Hitlerregime.

Ihre Qualitäten als Fliegerin waren unübertroffen. In der Nachkriegszeit verschrieb sich Hanna Reitsch dem Segelflug und errang damit große Erfolge.

1952 gewann sie als einzige Teilnehmerin die Bronzemedaille bei der Segelflugweltmeisterschaft in Madrid und besiegte 1955 bei der Deutschen Meisterschaft die gesamte männliche Konkurrenz.

Thea Rasche (1899-1971), eine weitere berühmte Pilotin machte in Amerika Karriere. Sie nahm 1929 als einzige Deutsche an dem berühmten Powder-Puff-Derby teil, bei dem sie mit den bekanntesten Pilotinnen Amerikas, u.a. auch mit Amelia Earhart, zusammentraf. Im Anschluss an dieses Rennen gründeten die Pilotinnen eine Vereinigung, die es sich zum Ziel setzte, die Chancen der Frauen in der Luftfahrt zu verbessern.

Agnes Schmidt

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Literatur.:
Gertrud Pfister: Fliegen - ihr Leben: Die ersten Pilotinnen, Berlin 1989.

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