Werden Sie auch eine

MATHILDE

Biathlon

Von der Faszination einer jahrtausendealten Sportart

Die Anfänge des Biathlon lassen sich bis etwa 2000 vor Christus zurückverfolgen; Felszeichnungen in Norwegen aus dieser Zeit zeigen bewaffnete Jäger auf Skiern bei der Verfolgung ihrer Beute. Allerdings diente die Jagd damals nicht sportlichen Zwecken, sondern dem Lebensunterhalt.

Der moderne Biathlon ist militärischen Ursprungs. Die skandinavischen Länder bildeten ihre Soldaten auf Skiern aus, damit sie auch im Winter unter Extrembedingungen einsatzfähig waren. Der erste schriftlich überlieferte Wettkampf fand 1767 zwischen den Truppen statt, die auf beiden Seiten der norwegisch-schwedischen Grenze wachten. 1924 bei den Olympischen Winterspielen in Chamonix war Biathlon Demonstrationswettbewerb. Nach dem zweiten Weltkrieg trat die militärische Funktion des Biathlon in den Hintergrund; der Wandel zum reinen Sport begann. Dennoch wurde bis in die 1960er Jahre noch mit großkalibrigen Armeewaffen geschossen. Mit der Einführung des Kleinkalibergewehrs 1972 wurde der Sport auch für Frauen interessant; immer mehr fanden Gefallen an der Kombination aus Ausdauer und höchster Konzentration. 1984 fand die erste Weltmeisterschaft für Frauen statt, und 1992 in Albertville durften die Biathlonfrauen dann erstmals um olympische Medaillen kämpfen. Seither hat der Biathlonsport bei Zuschauern und Aktiven enorm an Beliebtheit gewonnen.

Ein paar Fakten

Je nach Länge der Wettkampfstrecke wird zwei- oder viermal geschossen, liegend und stehend. Der Abstand zur Zielscheibe beträgt 50 Meter. Beim Liegendschießen haben die Zielscheiben einen Durchmesser von 45 mm, beim Stehendschießen sind es 115 mm. Die Läuferinnen kommen mit einem Puls von etwa 180 Schlägen/Minute am Schießstand an und müssen nun das 3,5 kg schwere Gewehr ganz ruhig halten. Dabei sollen sie sich idealerweise auch nicht von denen beeindrucken lassen, die links und rechts neben ihnen stehen und vielleicht schneller schießen. Jeder Fehlschuss wird bestraft, je nach Wettbewerb mit einer Strafrunde (d. h., die Läuferin muss eine zusätzliche Distanz von 150 m zurücklegen) oder mit einer Strafminute. Nur beim Staffelrennen sind drei Ersatzpatronen erlaubt. Wem das nicht genügt, um alle Scheiben zu treffen, muss ebenfalls in die Strafrunde.

Für die Zuschauer ist die Sache deshalb so spannend, weil bis zum letzten Schießen alles noch offen ist: Manche Läuferinnen schießen am besten liegend, andere stehend, und wieder andere sind unsichere Schützinnen, dafür aber exzellente Läuferinnen. Oder umgekehrt. Und dann gibt es Ausnahmeathletinnen wie die Schwedin Magdalena Forsberg, die in jeder Lage gut schießt und Ski läuft, als sei sie schon mit den Brettern geboren. Liegt also eine gute Läuferin in Führung, kann sie sich den Sieg durch eine schlechte letzte Schießeinlage noch verbauen. Andererseits kann eine sehr gute Schützin, die etwas langsamer läuft, als erste auf die letzten Kilometer der Langlaufstrecke gehen und ihren Vorsprung manchmal auch halten, wenn die guten Läuferinnen nach ihr mehrere Strafrunden absolvieren müssen.

Die deutschen Biathletinnen, darunter Andrea Henkel, Uschi Disl, Kati Wilhelm, Martina Glagow und Kathrin Apel, gehören zur Weltspitze und sind Favoritinnen beim olympischen Staffelrennen. Trainingsfrei haben sie nur im April; ansonsten stehen auch im Sommer reichlich Konditionstraining (Skiroller, Geländelauf, Mountainbike) und Schießübungen auf dem Programm. Reich werden kann frau bei diesem Sport nicht. Für einen Weltcupsieg gibt es gerade mal 9.000 DM (4.602 €). Viele der Topathletinnen sind daher in einer Sportfördergruppe des Bundesgrenzschutzes oder der Bundeswehr.

Andrea C. Busch

zurück

MATHILDE