Werden Sie auch eine

MATHILDE

Zum Tod von Astrid Lindgren

Am 28. Januar 2002 starb im Alter von 94 Jahren eine der bedeutendsten Autorinnen der Welt. Astrid Lindgren schrieb für Kinder und prägte damit Vorlese- und Lese-Erlebnisse von bereits drei Generationen. Ihre Figuren und Geschichten schöpfte sie aus ihrer eigenen, glücklichen Kindheit auf einem Bauernhof in Smaland, Südschweden und siedelte sie auch dort an, wie z. B. den berühmten Michel aus Lönneberga.

Viele ihrer Bücher erzählen warmherzigen, realistische Kindergeschichten aus ihrer dörflichen Heimat und scheinen aus Erwachsenensicht eine heile Welt vorzuspiegeln. Astrid Lindgrens wichtigstes Anliegen war jedoch, Kinder ernst zu nehmen und sie mit Achtung zu behandeln. Das spüren die LeserInnen nicht nur in ihren Büchern, die von großen und kleinen Abenteuern und Gefühlen handeln, das vertrat sie beispielsweise auch in ihrer Rede zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1978.

Schon 1955 äußerte sie sich über Pippi Langstrumpf: "Wenn ich jemals beabsichtigt hätte, die Figur der Pippi zu etwas anderem als der Unterhaltung meiner jungen Leser dienen zu lassen, so wäre es dieses: ihnen zu zeigen, dass man Macht haben kann, ohne sie zu missbrauchen."

Dies darf sowohl politisch als auch innerfamiliär verstanden werden.

Pippi Langstrumpf war ihr erstes Buch, das sie eigentlich für ihre zwei Kinder geschrieben hatte. In Schweden wurde es 1945 veröffentlicht, in Deutschland 1949. Viele Jahre lang gab es hierzulande nur eine "gemäßigte" Fassung, denn Pippi war für Deutschland nicht brav genug. Pippi ist auch ein Beispiel für die Fantasiewelt Lindgrens, die sich als Kinderbuchautorin von ganzem Herzen nicht auf den Realismus beschränken wollte, was ihr speziell in den Siebziger Jahren auch als Eskapismus vorgeworfen wurde.

Eines ihrer "Erfolgsgeheimnisse" ist aber sicher, dass sie auf den pädagogischen Zeigefinger verzichtete, und dass sie für das Mädchen in sich selbst schrieb. "Wenn ich schreibe, dann denke ich nur an das Kind, das ich einmal war," das sie bis an ihr Lebensende nicht vergaß. Noch mit 80 Jahren kletterte sie zusammen mit ihrer Freundin auf einen Baum.

Astrid Lindgren, geborene Ericsson, ging mit 19 Jahren nach Stockholm und brachte dort ihren kleinen Sohn als Sekretärin alleine durch, bis sie 1931 heiratete. Drei Jahre später kam die Tochter Karin zur Welt. 1952 starb ihr Mann Sture Lindgren.

Bis 1970 arbeitete Astrid Lindgren neben dem Schreiben noch als Lektorin für Kinderbücher.

Renate Arnemann

zurück

MATHILDE