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Marita Haibach

 

Claudia Ebert

Vermögen in Frauenhand

Die Frauenforschung geht meist von der Benachteiligung von Frauen aus. Dieser Ansatz stimmt nicht immer, vor allem wenn es in einem reichen Land wie Deutschland ums Erben geht. In unserem Land werden nämlich jedes Jahr Milliarden vererbt, 1997 wurden beispielsweise in etwa 800.000 Erbfällen 250 Milliarden Mark übertragen.

Davon profitieren Frauen erst seit einigen Jahrzehnten, denn noch bis zum Beginn dieses Jahrhunderts waren sie beim Erben extrem benachteiligt. Auch bis in die sechziger Jahre hinein wurden Immobilien und Firmen vor allem an den »Stammhalter« vererbt. Das hat sich weitgehend geändert. Frauen sind inzwischen im Erbrecht formal gleichgestellt. Allerdings erben Töchter eher Schmuck, Immobilien und Bargeld und wesentlich seltener Unternehmen, unternehmerische Macht wird auch heute noch meistens an die Söhne weitergegeben. Nicht selten werden von Vätern und Ehemännern für Töchter oder Ehefrauen testamentarisch männliche Vermögensverwalter eingesetzt.

Frauen sind vom plötzlichen Reichtum anders betroffen als Männer: Sie haben meistens weniger Routine mit großem Geld - das war schließlich immer Männersache. Manchen Frauen ist es peinlich, auf einmal Geld zu besitzen, für das sie nicht gearbeitet haben. Nach der Erfahrung von Expertinnen scheint es bei Frauen beim Umgang mit Vermögen typisch weibliche Reaktionen zu geben. Viele von ihnen haben eine grundsätzlich andere Einstellung zu Geld als die meisten Männer, häufig wollen sie etwas an die Gesellschaft zurückgeben, verantwortungsvoll mit ihrem Geld umgehen. Möglichst viel Rendite in möglichst kurzer Zeit ist Frauen weniger wichtig als transparente Geldanlagen, die vor allem ethisch und ökologisch unbedenklich sind.

Vor kurzem ist das erste deutsche Erbinnennetzwerk entstanden, das sich mit kleinen Regionalgruppen etablieren will. Mitbegründerin war die Finanzberaterin und frühere Staatssekretärin für Frauenfragen in der ersten rot-grünen hessischen Landesregierung, Marita Haibach, die Erbinnen berät. Vorbild für ein solches Netzwerk sind die USA, wo sich bereits vor Jahren Erbinnen großer Vermögen zusammengeschlossen haben, um mit ihrem Geld Projekte zu unterstützen, die sie für sinnvoll halten. Den Anfang machte Ellen Malcolm, die 15 Jahre brauchte, bis sie sich zu ihrem Reichtum bekannte. Danach gründete sie »Emily’s list«, ein Netzwerk von Geldgeberinnen, das Politikerinnen der Demokratischen Partei unterstützt. Woman’s Foundation ist eine andere wichtige Frauenstiftung in USA, in der sich vermögende Frauen zusammen gefunden haben, um sich Kompetenz in finanziellen Angelegenheiten anzueignen. Inzwischen gibt es in USA über 70 Frauenstiftungen. Auch in den Niederlanden gibt es inzwischen »Erbtöchter-Gruppen«, gegründet von Marjan Sax, auf die die Frauenstiftung »Mama Cash« zurückgeht.

Infos:
www.frauenfinanzdienst.de

 

Claudia-Ebert-Stiftung

Auch in unserer eigenen Stadt können wir eine Frauenstiftung vorweisen. Vor kurzem hat die Darmstädterin Claudia Ebert eine Million Mark als Grundkapital in eine nach ihr benannte Stiftung eingebracht, die den Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret zugute kommen soll. Frau Ebert, die zwei erwachsene Kinder hat, will sich persönlich für die Verwaltung ihrer Stiftung einsetzen. Drei Ziele sollen zunächst verfolgt werden: Die Einstellung einer Psychologin, um die seelischen Ursachen von körperlichen Symptomen zu behandeln, die Einrichtung eines Zentrums für Naturheilverfahren und die Einstellung einer Fachkraft für die Betreuung von Geschwistern der kranken Kinder. Claudia Ebert hofft, dass sich noch mehr Menschen finden, die sich für die Stiftung engagieren.

Barbara Obermüller

Infos:
Tel. 06151-75897, Fax 06151-711525
oder
www.claudia-ebert-stiftung.de

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