Werden Sie auch eine

MATHILDE

Frei im Denken und im Dichten

Katja Behrens

Der eigene Weg und der Mut zur freien Entscheidung sind Themen, die Katja Behrens immer wieder bewegen und die sie auch in den Mittelpunkt ihrer Bücher stellt. Sie selbst hat auch genau das gelebt, als sie im Jahr 1978 ihre Arbeit als Lektorin in einem renommierten Darmstädter Verlag aufgab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen.

Ihr Einstieg ins Autorinnen-Leben gelang fulminant: eine Erzählung in der FAZ mit lobender Besprechung von M. Reich-Ranicki, daraufhin diverse Verlagsangebote für ihren ersten Erzählungsband. Der Erfolg von „Die weiße Frau“, 1978 bei Suhrkamp erschienen, bewies ihr, dass sie den richtigen Weg gewählt hatte. Diverse Literaturpreise untermauerten dies, zum Beispiel der Förderpreis zum Ingeborg- Bachmann-Wettbewerb, ein Villa-Massimo-Stipendium, das Amt der Stadtschreiberin von Mainz und einige andere.

Gastprofessuren führten sie in die USA, wo sie auch kürzlich an Universitäten Vorträge hielt, unter anderem über die Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Schreiben.

Die Liebe zur Sprache stand schon am Anfang von Katja Behrens literarischer Laufbahn, die sie als Übersetzerin von amerikanischen Autoren wie William S. Burroughs und Henry Miller begann. Der Weg über das Lektorat hin zur freischaffenden Schriftstellerin war für die Sprachbegeisterte letztlich nur konsequent. Sie liebt lange, rhythmische Sätze und verpackt die Inhalte ihrer Bücher in eine Sprache, die LeserInnen durch poetischen Reichtum und Klarheit fesselt. Oftmals schachtelt sie in einen Roman oder in eine Erzählung noch viele kleine Geschichten hinein – nicht als Stückwerk, sondern als sinnvolle, farbige und erklärende Ergänzung des Ganzen.

Katja Behrens selbst greift gerne zu Büchern von G. Garcia Marques, dem Inder V. S. Naipol, Dostojewskij und Tolstoi. In deren Werken entdeckt sie auch nach mehrmaliger Lektüre noch Neues. Ihre eingenen Stoffe zieht sie aus dem unerschöpflichen zwischenmenschlichen Beziehungsgeflecht, aus Gegenwart, naher und ferner Vergangenheit, thematisiert aber auch das Miteinander von Mensch und Natur, su unter anderem in ihrem neuesten Buch, dem Jugendroman „Zorro – Im Jahr des Pferdes“. Für ein Jugendbuch kann sie wohl sprachlichen nicht aus dem Vollen schöpfen, aber trotzdem würde sie gerne wieder eines schreiben, und da sie nicht fürchtet, dass ihr die Einfälle ausgehen könnten, dürfen junge LeserInnen durchaus damit rechnen.

Neben den eigenen Erzählungen und Romanen hat sich Katja Behrens schon mehrfach als Herausgeberin von Briefsammlungen betätigt, Hörspiele verfasst und fürs Fernsehen gearbeitet.

Ihr nächstes Buch ist eine Biographie über die amerikanische Schriftstellerin Helen Keller, die blind und taubstumm war. Ein halbes Jahr hat sie dafür recherchiert.

Sie arbeitet an ihren Büchern immer langsam und gründlich; hat sie vielleicht zehn Seiten am Tag geschrieben, werden diese am Ende schon mal auf eine Seite „eingekocht“. Durch solche Qualitätsarbeit kann sie sich auch heute noch mit ihren frühen Werken identifizieren, wenn sie sie bei Lesungen wieder zur Hand nimmt. Das Schreiben – für Katja Behrens eine unendliche und unerlässliche Geschichte, der Schlüssel für ein freies Leben im Geist und in der Realität – jedoch ohne Sicherheitsnetz.

Renate Arnemann

Weitere Veröffentlichen:

  • „Jonas“, Erzählungen, Pfaffenweiler 1981
  • „Die dreizehnte Fee“, Roman, Düsseldorf 1983
  • „Von einem Ort zum andern“, Erzählungen, Pfaffenweiler 1987
  • „Im Wasser tanzen“, Erzählungen, Frankfurt 1990
  • „Salomo und die anderen“, Erzählungen, Frankfurt 1993
  • „Die Vagantin“, Roman, Frankfurt 1997

zurück

MATHILDE