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Andrea C. Busch

„Alles passiert irgendwann zum ersten Mal.“

Andrea C. Busch

Ihre Wurzeln sind in Groß-Zimmern, dort ist sie aufgewachsen, und dort lebt sie inzwischen wieder im Haus ihrer Urgroßmutter, die Autorin Andrea C. Busch, Jahrgang 1963.
Sie ist in ihrem Brotberuf freiberufliche Übersetzerin für Englisch und Niederländisch. In ihrem wichtigsten Nebenjob schreibt sie Krimis. Außerdem ist sie die Vizepräsidentin der deutschen Sektion der Sisters in Crime, einer Organisation von Krimibegeisterten, die 1987 von Sara Paretsky und Charlotte MacLeod gegründet wurde. Die Mörderischen Schwestern in Deutschland gibt es seit vier Jahren. Die Mitwirkenden tauschen ihre „mörderischen Ideen“ in Arbeitsgruppen oder über das Internet aus. Eines ihrer Anliegen besteht darin, die Interessen von Frauen in der Kriminalliteratur stärker zu vertreten.
Ich traf Andrea C. Busch an einem sonnigen Maimorgen in ihrem Garten in Groß-Zimmern, und wir führten ein anregendes Gespräch.

: Andrea, du hast einen Roman und mehrer Kurzkrimis geschrieben, außerdem einige Bücher mit Kurzkrimis herausgegeben. Wie bist du Autorin und Herausgeberin geworden?

Andrea C. Busch: Ich habe bereits als Kind angefangen zu schrieben – Pferdegeschichten. Wenn ich mit meiner Welt nicht so ganz zufrieden war, habe ich mir eine eigene geschaffen, die mit besser gefiel.
In meiner Studienzeit in Germersheim haben wir eine Uni-Frauenzeitung, die „Gutemine“ gegründet, in der ich Artikel zu verschiedenen Themen und Rezensionen veröffentlicht habe. Ende der 80er Jahre fing ich dann wieder an, für mich zu schreiben. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Seiten meines Romans. Die Kommissarin tauchte plötzlich in einem Kopf auf und wollte heraus. Sie hat Dinge gemacht, die ich mich selbst nicht trauen würde, zum Beispiel jemanden ohrfeigen. Viele Szenen von damals wurden zwar nachher nicht umgesetzt, waren aber eine gute Übung für mich und modellierten die Figur, deren Charakter allmählich.
Eine Freundin brachte mich dann darauf, das ganze geschriebene Chaos in eine Form zu bringen, dass auch andere es lesen können, interessant genug sei der Stoff. Ich sollte mich nur ein bisschen anstrengen. Das habe ich dann auch getan, aber es war harte Arbeit, Struktur in den Aufbau zu bringen. Ich hatte noch keine Ahnung davon, wie ich das systematisch angehen kann, und schwamm erst mal einfach los.

: Wieso Krimi?

Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: Schon während der Diplomarbeit habe ich mich mit Krimis beschäftigt, dadurch kam mir die Thematik sehr nahe. Und da ich nun schon mal eine Kommissarin im Kopf hatte, bot sich Krimi an.

: Und wie kam es zu der Herausgabe von Büchern, zum Beispiel den Kurzkrimis „Mord zwischen Messer und Gabel“, die ja sehr erfolgreich sind?

Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: Über die „Sisters in Crime“ bekam ich ein Buch mit dem Titel „Deserticide“ geschickt, das Dessertrezepte mit Tipps zum perfekten Mord verband. Es gefiel mir sehr gut, und ich wollte so etwas auch in Deutschland herausgeben. Allerdings hatte ich doch starke Bedenken, Tipps für Giftmorde abzudrucken. Dann kam mir der Gedanke, kulinarische Kurzkrimis mit – ungiftigen – Rezepten zusammen zu stellen. Ich habe dann Autorinnen der „Sisters in Crime“ in aller Welt aufgerufen, mir mörderische Geschichten samt Rezepten zu liefern.
Nach dem Aufruf habe ich mich mit mehreren Verlagen in Verbindung gesetzt und letztendlich mit Gerstenberg das Projekt umgesetzt. Das Buch wurde dann von der Stiftung Buchkunst als eines der schönsten Bücher 1999 ausgezeichnet und erscheint inzwischen schon in der zweiten Auflage.
Für die Reisekrimis in dem neuen Buch „Bei Ankunft Mord“ haben meine Mitherausgeberin und ich gezielt bestimmte Autorinnen angeschrieben, die dann zum Thema ihre Geschichte verfasst haben.

:: Und wie sieht es mit derzeit mit einem neuen Roman aus?

Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: Ich hatte bereits einen zweiten Roman mit den gleichen Hauptfiguren angefangen, bin aber aus verschiedenen Gründen steckengeblieben. Meine Einstellung zu einigen Themen im Buch hat sich verändert, außerdem gab es innerhalb des Verlages etliche Umstrukturierungen, die die Zusammenarbeit erschwerten, so dass wir überein kamen, den Vertrag zu lösen. Ein Buch mit diesem Stoff zu schreiben habe ich zwar aufgegeben, aber den Kern der Geschichte konnte ich in dem Kurkrimi „Nach Diktat verreist“ verarbeiten.
Der Spaß am Kurzgeschichten schreiben besteht für mich darin, Dinge, die mich beschäftigen oder die ich erlebt habe, direkt umsetzen zu können. Bei einem Roman ist das anders. Trotzdem habe ich wieder einen neuen Roman in Arbeit.

:: Fällt dir das Strukturieren jetzt leichter als bei deinem ersten Roman? Und wie arbeitest du? Mit einem Konzept?

Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: So ganz ablegen kann ich meine unstrukturierte Arbeitsweise nicht. Allerdings habe ich inzwischen vieles dazugelernt. So weiß ich zum Beispiel, dass ich mir von Anfang an drei Fragen beantworten können muss, die Patricia Highsmith als Grundlagen für das Krimischreiben definiert hat:
Wer ist der oder die MörderIn?
Soll er/sie erwischt werden?
Soll er/sie von den LeserInnen gemocht werden?
Vielmehr Konzept habe ich nicht, außer einer sehr groben Inhaltsangabe, was in dem Buch passieren soll. Ich nehme zur Zeit über das Internet an einer Schreibwerkstatt auf Englisch teil, durch die ich gelernt habe, systematischer an die Dinge heranzugehen. Ich bin mir viel bewusster, was ich da tue und warum Leider bin ich deshalb keineswegs schneller.
Ich schreibe am Computer, habe aber immer und überall einen Notizblock und ein Aufnahmegerät dabei, so dass ich unterwegs festhalten kann, was mir einfällt oder wie ich bestimmte Dinge empfinde.

:: Inwieweit hängen bei dir Persönlichkeit und Arbeit zusammen? Was ist dir wichtig?

Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: Meine Arbeit begleitet mich immer, insofern ist sie von meiner Persönlichkeit nicht zu trennen. Ich bin ein Familienmensch, und ich pflege meine Freundschaften sehr gerne. Für Gäste gilt bei mir eine strenge Regel: Wer Sätze von sich gibt wie „Huch, wie viele Kalorien das hat!“ und „Ich muss unbedingt ein paar Pfunde abnehmen!“, wird garantiert nicht mehr eingeladen.
Ansonsten halte ich es mit den Anarchisten: Meine persönliche Freiheit hört da auf, wo die der anderen anfängt. Das versuche ich zu leben. Aber natürlich reicht meine Kraft nicht aus, alle meine Idealvorstellungen zu verwirklichen. Das schlägt sich in meinen Texten dadurch nieder, dass meine Personen alles andere als perfekt sind.

:: Vielen Dank, Andrea für das Gespräch. Wir wünschen dir für deinen zweiten Roman Spaß beim Schreiben und Gutes Gelingen und freuen uns schon jetzt aufs Lesen.

Gabriele Merziger

Folgende Bücher sind von Andrea C. Busch erschienen oder herausgegeben worden:
Mord stinkt zum Himmel, Econ 1998
Mord zwischen Messer und Gabel, Gerstenberg 1999
(mit Almuth Heuner) Bei Ankunft Mord, Gerstenberg 2000

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