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Andrea C. Busch
Mathilde: Andrea, du hast einen Roman und mehrer Kurzkrimis geschrieben, außerdem einige Bücher mit Kurzkrimis herausgegeben. Wie bist du Autorin und Herausgeberin geworden?
Andrea C. Busch: Ich habe bereits als Kind angefangen zu schrieben
– Pferdegeschichten. Wenn ich mit meiner Welt nicht so ganz zufrieden war, habe ich
mir eine eigene geschaffen, die mit besser gefiel.
In meiner Studienzeit in Germersheim haben wir eine Uni-Frauenzeitung, die „Gutemine“
gegründet, in der ich Artikel zu verschiedenen Themen und Rezensionen veröffentlicht
habe. Ende der 80er Jahre fing ich dann wieder an, für mich zu schreiben. In dieser
Zeit entstanden auch die ersten Seiten meines Romans. Die Kommissarin tauchte
plötzlich in einem Kopf auf und wollte heraus. Sie hat Dinge gemacht, die ich mich
selbst nicht trauen würde, zum Beispiel jemanden ohrfeigen. Viele Szenen von damals
wurden zwar nachher nicht umgesetzt, waren aber eine gute Übung für mich und
modellierten die Figur, deren Charakter allmählich.
Eine Freundin brachte mich dann darauf, das ganze geschriebene Chaos in eine Form zu
bringen, dass auch andere es lesen können, interessant genug sei der Stoff. Ich
sollte mich nur ein bisschen anstrengen. Das habe ich dann auch getan, aber es war
harte Arbeit, Struktur in den Aufbau zu bringen. Ich hatte noch keine Ahnung davon,
wie ich das systematisch angehen kann, und schwamm erst mal einfach los.
Mathilde: Wieso Krimi?
Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: Schon während der Diplomarbeit habe ich mich mit Krimis beschäftigt, dadurch kam mir die Thematik sehr nahe. Und da ich nun schon mal eine Kommissarin im Kopf hatte, bot sich Krimi an.
Mathilde: Und wie kam es zu der Herausgabe von Büchern, zum Beispiel den Kurzkrimis „Mord zwischen Messer und Gabel“, die ja sehr erfolgreich sind?
Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: Über die „Sisters in Crime“ bekam
ich ein Buch mit dem Titel „Deserticide“ geschickt, das Dessertrezepte mit Tipps zum
perfekten Mord verband. Es gefiel mir sehr gut, und ich wollte so etwas auch in
Deutschland herausgeben. Allerdings hatte ich doch starke Bedenken, Tipps für
Giftmorde abzudrucken. Dann kam mir der Gedanke, kulinarische Kurzkrimis mit –
ungiftigen – Rezepten zusammen zu stellen. Ich habe dann Autorinnen der „Sisters in
Crime“ in aller Welt aufgerufen, mir mörderische Geschichten samt Rezepten zu
liefern.
Nach dem Aufruf habe ich mich mit mehreren Verlagen in Verbindung gesetzt und
letztendlich mit Gerstenberg das Projekt umgesetzt. Das Buch wurde dann von der
Stiftung Buchkunst als eines der schönsten Bücher 1999 ausgezeichnet und erscheint
inzwischen schon in der zweiten Auflage.
Für die Reisekrimis in dem neuen Buch „Bei Ankunft Mord“ haben meine Mitherausgeberin
und ich gezielt bestimmte Autorinnen angeschrieben, die dann zum Thema ihre
Geschichte verfasst haben.
Mathilde:: Und wie sieht es mit derzeit mit einem neuen Roman aus?
Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: Ich hatte bereits einen zweiten
Roman mit den gleichen Hauptfiguren angefangen, bin aber aus verschiedenen Gründen
steckengeblieben. Meine Einstellung zu einigen Themen im Buch hat sich verändert,
außerdem gab es innerhalb des Verlages etliche Umstrukturierungen, die die
Zusammenarbeit erschwerten, so dass wir überein kamen, den Vertrag zu lösen. Ein Buch
mit diesem Stoff zu schreiben habe ich zwar aufgegeben, aber den Kern der Geschichte
konnte ich in dem Kurkrimi „Nach Diktat verreist“ verarbeiten.
Der Spaß am Kurzgeschichten schreiben besteht für mich darin, Dinge, die mich
beschäftigen oder die ich erlebt habe, direkt umsetzen zu können. Bei einem Roman ist
das anders. Trotzdem habe ich wieder einen neuen Roman in Arbeit.
Mathilde:: Fällt dir das Strukturieren jetzt leichter als bei deinem ersten Roman? Und wie arbeitest du? Mit einem Konzept?
Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: So ganz ablegen kann ich meine
unstrukturierte Arbeitsweise nicht. Allerdings habe ich inzwischen vieles
dazugelernt. So weiß ich zum Beispiel, dass ich mir von Anfang an drei Fragen
beantworten können muss, die Patricia Highsmith als Grundlagen für das Krimischreiben
definiert hat:
Wer ist der oder die MörderIn?
Soll er/sie erwischt werden?
Soll er/sie von den LeserInnen gemocht werden?
Vielmehr Konzept habe ich nicht, außer einer sehr groben Inhaltsangabe, was in dem
Buch passieren soll. Ich nehme zur Zeit über das Internet an einer Schreibwerkstatt
auf Englisch teil, durch die ich gelernt habe, systematischer an die Dinge
heranzugehen. Ich bin mir viel bewusster, was ich da tue und warum Leider bin ich
deshalb keineswegs schneller.
Ich schreibe am Computer, habe aber immer und überall einen Notizblock und ein
Aufnahmegerät dabei, so dass ich unterwegs festhalten kann, was mir einfällt oder wie
ich bestimmte Dinge empfinde.
Mathilde:: Inwieweit hängen bei dir Persönlichkeit und Arbeit zusammen? Was ist dir wichtig?
Andrea C. Busch: Andrea C. Busch: Meine Arbeit begleitet mich
immer, insofern ist sie von meiner Persönlichkeit nicht zu trennen. Ich bin ein
Familienmensch, und ich pflege meine Freundschaften sehr gerne. Für Gäste gilt bei
mir eine strenge Regel: Wer Sätze von sich gibt wie „Huch, wie viele Kalorien das
hat!“ und „Ich muss unbedingt ein paar Pfunde abnehmen!“, wird garantiert nicht mehr
eingeladen.
Ansonsten halte ich es mit den Anarchisten: Meine persönliche Freiheit hört da auf,
wo die der anderen anfängt. Das versuche ich zu leben. Aber natürlich reicht meine
Kraft nicht aus, alle meine Idealvorstellungen zu verwirklichen. Das schlägt sich in
meinen Texten dadurch nieder, dass meine Personen alles andere als perfekt sind.
Mathilde:: Vielen Dank, Andrea für das Gespräch. Wir wünschen dir für deinen zweiten Roman Spaß beim Schreiben und Gutes Gelingen und freuen uns schon jetzt aufs Lesen.
Gabriele Merziger
Folgende Bücher sind von Andrea C. Busch erschienen oder herausgegeben
worden:
Mord stinkt zum Himmel, Econ 1998
Mord zwischen Messer und Gabel, Gerstenberg 1999
(mit Almuth Heuner) Bei Ankunft Mord, Gerstenberg 2000