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Für Darmstadt berufen

Dr. Marlies W. Fröse ist im Dezember 1998 als Professorin an die Evangelische Fachhochschule in Darmstadt berufen worden. Sie fühlt sich wohl an der EFH Darmstadt und hat auch Darmstadt spontan in ihr Herz geschlossen.

 

Geboren 1958 in Gronau, hat sie sich sehr vielseitig qualifiziert. Nach der Ausbildung zur Heimerzieherin folgte auf dem zweiten Bildungsweg das Studium für Sozialarbeit an der Fachhochschule Münster. Danach absolvierte Frau Fröse ein zweites Studium als Pädagogin in Osnabrück, das sie mit der Promotion im Fachbereich der Erziehungs- und Kulturwissenschaften abschloß. Ihre beruflichen Erfahrungen liegen in der Erwachsenenbildung und im Bildungsmanagement. Darüber hinaus war sie als Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Köln und als Gutachterin in der Entwicklungszusammenarbeit, vorwiegend in Uganda, tätig. Das Projekt »Frauenanstiftung«, das inzwischen in die Heinrich-Böll-Stiftung übergegangen ist, wurde Ende der Achtziger von Frau Fröse mitbegründet.

Geschäftsführerin bei Medica Mondiale

Bevor Dr. Marlies W. Fröse im Dezember 1998 dem Ruf als Professorin an die Ev. Fachhochschule Darmstadt folgte, arbeitete sie zwei Jahre in Köln für das Projekt »Medica Mondiale«, zuerst als Organisatorin der Bleiberechts-Kampagne für Frauen »Ich mische mich da ein«, dann ab Juli 1997 als Geschäftsführerin. Die Arbeit von Marlies Fröse bei Medica Mondiale basiert auf der Kernaussage, »Krieg ist Zerstörung, Zerstörung von physischer Existenz, von psychischer Integrität, von Lebens- und Arbeitszusammenhängen und von kultureller Identität. Die Entpersönlichung und Entmenschlichung, die die traumatisierten Frauen in Kriegs- und Krisengebieten erlebt haben, löst tiefe Verzweiflung und ein Gefühl existenzieller Sinnlosigkeit aus, mit oft lebenslangen psychischen und physischen Folgen«. Während des Bosnien-Krieges 1993 wurden darum »Medica Mondiale« und das Therapiezentrum »Medica Zenica« in Bosnien mit viel Engagement und Idealismus von der Ärztin Monika Hauser gegründet, um im Krieg vergewaltigten und traumatisierten Frauen gezielt zu helfen.

Mittlerweile arbeiten 60 Mitarbeiterinnen - Ärztinnen, Psychologinnen, Erzieherinnen und andere Fachfrauen - im Therapiezentrum Medica Zenica, das ganzheitlich, frauenbezogen und interdisziplinär arbeitet. So können Frauen und Mädchen gynäkologisch untersucht und behandelt werden, in Zenica selbst oder mit »Marta«, der mobilen Ambulanz, auch in ländlichen Gebieten. Sowohl bei kurzfristigen Kriseninterventionen als auch in längerfristigen psychotherapeutischen Behandlungen bekommen die Frauen die Möglichkeit, ihr Trauma zu bearbeiten und neue Lebensperspektiven zu entwickeln. Die Medica-Wohnprojekte bieten kurz- und mittelfristig Schutz und ein Zuhause, auch in Fällen häuslicher Gewalt. Außerdem können Frauen bei Medica Zenica eine Ausbildung machen oder sich beruflich fortbilden. Kinder werden im eigenen Kindergarten betreut. Das Informations- und Dokumentationszentrum »Infoteka« sowie das SOS-Notruf-Telefon ergänzen das umfassende Konzept. Mehr als 50.000 Frauen haben inzwischen die Möglichkeit zur Beratung und Behandlung erhalten. Im Frühjahr 1999 wurde »Medica Kosova« gegründet als eine medizinische Ambulanz und ein Beratungszentrum für Frauen, die im Kosovo-Krieg sexualisierte Gewalt erfahren haben.

Bereits im Oktober 1998 hat Frau Dr. Fröse eine internationale Fachtagung unter dem Thema »Krieg, Geschlecht und Traumatisierung« in Bonn initiiert und durchgeführt, bei der unter Mitwirkung zahlreicher Fachfrauen aus dem In- und Ausland die Erfahrungen und Reflexionen von traumatisierten Frauen in Kriegs- und Krisengebieten unter psychotherapeutischen, medizinischen, juristischen, sozialrechtlichen und politischen Aspekten thematisiert wurden. Auf dieser Tagung sollte die weltweit wichtige Arbeit von Medica Mondiale international ausgerichtet und zur Diskusstion gestellt werden, um den Aufbau vergleichbarer Frauenprojekte in anderen Ländern anzuregen. (Das Buch »Krieg, Geschlecht und Traumatisierung« als Dokumentation der Tagung, herausgegeben von Dr. Marlies W. Fröse, Ina Volpp-Teuscher und Medica Mondiale ist im Frankfurter IKO-Verlag, Edition Hipparchia, erschienen und im Buchhandel erhältlich).

Professur in Darmstadt

An der EFH Darmstadt leitet Dr. Marlies W. Fröse das vierjährige berufsbegleitende Aufbaustudium »Management in sozialen Organisationen«. Sie arbeitet dabei mit Frauen und Männern, die ein abgeschlossenes Fachhochschul- oder Hochschulstudium in sozialen oder geisteswissenschaftlichen Fächern vorweisen können und die sich für eine leitende Position im sozialen, diakonischen, pädagogischen und kirchlichen Bereich qualifizieren wollen. Das Alter der Studierenden liegt zwischen 30 und 60 Jahren. Dieses Aufbaustudium beruht neben vielen anderen Aspekten auf der Erkenntnis, daß in Zeiten sich verschärfender Problemlagen wie Arbeitslosigkeit und Armut soziale Einrichtungen mit weniger Geld und weniger Personal qualifizierte und differenzierte Hilfeleistungen erbringen müssen. Dies erfordert von Frauen und Männern in leitenden Positionen ein hohes Maß nicht nur an fachlichen, sondern auch an sozialen und emotionalen Kompetenzen, um in Übereinstimmung mit Mensch und Umwelt handeln zu können.

Barbara Obermüller

Auch nach dem Krieg in Jugoslavien ist das Trauma der erlebten Gewalt für die Frauen noch lange nicht vorbei. Jede Spende ist wichtig.

Spendenkonto:
Medica Mondiale e.V.,
Sparkasse Bonn, BLZ 380 500 00, Konto Nr. 45 000 163

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