Werden Sie auch eine

MATHILDE

Foto: privat

Erna Kopp

Keramikerin

Es ist schon dunkel, als ich vor dem Haus in der Prälat-Diehl-Str. 13 in Darmstadt ankomme. Erna Kopp hat ihre Werkstatt im Garten hinter dem Wohnhaus eingerichtet. Das geräumige Gartenhaus, ganz aus Holz und mit viel Glas gebaut, wirkt schon von außen einladend und heimelig auf mich. Warmes Licht fällt auf den Rasen.

Im Innern erwartet mich der angenehm erdige Geruch von feuchtem Ton und eine unvergleichliche Atmosphäre, wie sie eigentlich nur durch die nahtlose Verbindung von Wohnen und Arbeiten entstehen kann. Arbeitsplatz, Ruhezone und kleine Küche bilden ein harmonisches Ganzes.

Erna Kopp, klein, zierlich und dennoch kaum anders als in Arbeitskleidung vorstellbar, ist Keramikerin mit Leib und Seele. Die Arbeit mit dem Ton ist für sie mehr als nur Beruf, sie ist Leidenschaft, Lebensinhalt und Berufung zugleich. So viel Freude empfinde sie bei dieser Arbeit, dass sie ganz und gar die Zeit vergessen könne, gesteht sie mir lachend.

Diese Begeisterung spricht aus allen ihren Arbeiten. Die Objekte werden zunächst an der Drehscheibe gedreht, doch entstehen dabei keineswegs »nur« Gefäße oder Teller, vielmehr tummelt sich in der Werkstatt allerlei Getier. Gänse, Hühner, Eulen, Widder und, frau höre und staune, sogar »Schweinehündchen« sind darunter. Sie werden alle aus gedrehten Einzelteilen montiert, wie es in der Fachsprache heißt, nach dem Trocknen mit Sandpapier geschliffen und mit verschiedenen Glasurfarben bemalt. Die Farbe Braun herrscht vor, wodurch alles Künstliche verlorengeht und das stilisierte Tier fast lebendig erscheint.

Der Brand erfolgt im Elektroofen bei der für Steinzeug erforderlichen Temperatur von 1250 Grad. Ihre Gefäße, die sie nicht in Serien herstellt, wirken bodenständig, manche sogar archaisch, ohne dabei ihre Leichtigkeit und Eleganz zu verlieren. Becher, Schalen und Teller sind meist durch einen Ornamentrand verziert oder auch ganzflächig bemalt.

Für das Malen hat Erna Kopp schon immer eine ganz besondere Vorliebe. Bereits als junges Mädchen konnte sie sich so sehr für die Majolika-Keramik begeistern, die sie in einer Ausstellung entdeckte, dass dadurch sogar der Wunsch in ihr wach wurde, selbst Keramikerin zu werden.

Gegen anfängliche Widerstände aus der Familie setzte sie sich schließlich durch und erreichte es, an der Werkkunstschule Darmstadt aufgenommen zu werden. Diese Ausbildung schloss sie mit der Gesellenprüfung ab.

Danach arbeitete sie in verschiedenen Werkstätten, u.a. in Stuttgart, Heidelberg und Cornwall in England. Seit 1970 betreibt sie ihre eigene Werkstatt in Darmstadt und stellt ihre unverwechselbaren Stücke in vielen Galerien und auf Messen in ganz Deutschland und anderen europäischen Ländern aus. Wer Lust bekommen hat, die Arbeiten von Erna Kopp zu sehen, kann sie demnächst im Kunstzelt auf dem Weihnachtsmarkt in Darmstadt finden.

Christa Berz

zurück

MATHILDE