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Foto: Ulrike Bauch

Petra Hock-Daum

Steinmetzin

Als Petra Hock war sie eine Schülerin von mir. Ihre beiden Schwestern,die ich später unterrichtete, erzählten ab und zu von ihr: Sie erlerne das Steinmetzhandwerk, sie »mache ihren Meister«. Als wir-Redakteurinnen diesen Schwerpunkt planten, fielen mir Petra Hock und ihr Beruf wieder ein, und ich beschloss, sie und ihren, wie ich meinte, »schweren« Beruf (schwere Steine, die mit schwerem Gerät wie Hammer und Meißel bearbeitet werden) vorzustellen:

Schon als kleines Kind ging sie gerne mit dem Vater in die Werkstatt und wurde so mit den dortigen Arbeiten vertraut. Gleichzeitig entdeckte sie ihr Interesse an Steinen, war fasziniert von deren Farbe, Form und Beschaffenheit und begann, sie zu sammeln.So wurde sie mit der Zeit vertraut mit dem Material, das verarbeitet wird, mit dem Aufbau der Firma und mit den zahlreichen Aufgaben, die mit der Führung eines solchen Betriebes, der auf eine 105-jährige Familientradition zurückblickt, verbunden sind.

Nachdem Petra Hock-Daum ihr Abitur bestanden hatte, absolvierte sie eine Lehre als Steinmetz-und Steinbildhauerin im elterlichen Betrieb bzw. im Ausbildungszentrum Mainz-Hechtsheim und legte dort 1989 auch ihre Meisterprüfung ab. Heute leitet sie mit ihrem Vater zusammen den Familienbetrieb. Dabei umfasst ihr Aufgabenbereich z.B. das Ausmessen von Treppen in Rohbauten (sie haben oft nicht die im Plan angegebenen Maße) und das Zeichnen und Anfertigen einer entsprechenden Schablone, um die Treppen fertigstellen zu können. Sie ist außerdem für die Einteilung der anfallenden Arbeit zuständig und beaufsichtigt deren korrekte Ausführung. Im praktischen Bereich obliegt ihr hauptsächlich das Schrift- und Ornamentehauen.

Im Steinmetzberuf ist der Anteil von Frauen relativ gering. Meistens ergreifen solche Frauen diesen Beruf, die wie Petra Hock-Daum von zu Hause dahingehend »beeinflusst« worden sind.

Für Frau Hock-Daum war und ist ihr Frausein kein Problem. Mit ihren männlichen Kollegen hat sie sich schon in ihrer Schulzeit gut verstanden und wird heute von ihnen akzeptiert. Allerdings haben manche Kunden Probleme, sich von einer Frau beraten zu lassen und sie als Meisterin ihres Faches anzuerkennen. Auch bei der körperlichen Arbeit gibt es für Frauen gewisse Grenzen, z.B. beim Versetzen von schweren Werkstücken.

Frau Hock-Daums Fazit über ihren Beruf ist: «Ich bin eigentlich mit meinem Beruf zufrieden. Er ist abwechslungsreich, sowohl technisch als auch kreativ interessant, das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk ist enorm vielseitig. Da ich im elterlichen Betrieb tätig bin, ist es natürlich mit acht Stunden pro Tag nicht getan.

Wer im Handwerk bestehen und überleben will, muss flexibel sein. Um seine Selbständigkeit zu erhalten und den Betrieb erfolgreich zu führen, muss man viel Zeit investieren, und auch der Partner muss am gleichen Strang ziehen. Dann aber funktionieren Familienbetriebe am besten!«

Ulrike Bauch

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