Werden Sie auch eine

MATHILDE

Unsere Welt und darüber hinaus

Erklärliches und Unerklärliches im Universum

Phantastische Beobachtungen, historische, mythologische und wissenschaftliche Erklärungen und Anekdötchen über das Universum

Wie alt ist die Sonne, und wie weit weg sind die Sterne? fragt Nancy Hathaway in ihrem sehr unterhaltsamen Begleiter durch Raum, Zeit und die Wunder des Weltalls und läßt die Leserin staunen, staunen über die aufregende Geschichte der menschlichen Entdeckungen im Weltall. Die Theorien darüber haben sich im Laufe der Jahrhunderte und mit der Entwicklung der Technologien gewandelt, aber spannend sind sie nach wie vor. Spekulationen über die Entstehung der Welt und Vorstellungen über den Himmel gab es schon seit Menschengedenken. Als die ersten HimmelsguckerInnen Regelmäßigkeiten und wiederkehrende »Bilder‘ am Sternenhimmel entdeckten, gab es auch schon Theorien und Berechnungen darüber. Doch in den letzten Jahren haben sich die Erkenntnisse explosionsartig gewandelt.

Während noch vor nicht ganz hundert Jahren die Milchstraße als unsere Galaxie und das Weltall als die ganze Welt angesehen wurde, wissen wir heute, daß die Anzahl der Galaxien in die Milliarden geht. »Es gibt keine Adjektive, die die Weite des Raums beschreiben könnten. Alles Astronomische ist größer – dichter, heißer, weiter oder erstaunlicher -, als man es sich vorstellen kann.« (S. 79) Deshalb sind WissenschaftlerInnen gezwungen, auf Analogien zurückzugreifen, um Unvorstellbares vorstellbar und erklärlich zu machen. Und AutorInnen sind dazu angehalten, auch uns Laien diese Wunderdinge anschaulich zu erklären. Nancy Hathaway hat in diesem Buch die richtige Mischung aus modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen, historisch gewachsenen Beobachtungen und Interpretationen gefunden.

In dem Buch werden sprachlich Bilder gemalt, die uns die einzelnen Planeten unseres Sonnensystems so nahe bringen, als würden wir sie im Touristenbus besuchen. So sehen wir das Wetter auf dem Jupiter: »Zischende Blitze und Polarlichter erhellen den Himmel, und ständig wehen Wirbelstürme. Sie entstehen, wenn Winde, die bis zu fünfhundert Stundenkilometern schnell sind, in parallelen Streifen in entgegengesetzter Richtung über den Planeten rasen und Wirbel bilden, die wie Kugellager zwischen ihnen rollen.« (S. 151) Oder: »Spiralgalaxien ähneln rotierenden Windrädern aus Sternen. Von der Seite sieht eine Spiralgalaxie wie eine Platte aus Staub und Sternen aus, in deren Mitte eine Wölbung glüht. Bei Aufsicht zeigt eine Spiralgalaxie Spiralarme, in denen man junge Sterne findet, die um eine hellleuchtende Horde alter Sterne herumwirbeln.« (S. 343)

Hinter wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnissen stehen natürlich auch die WissenschaftlerInnen selbst. Von einigen bedeutenden wird die Lebensgeschichte in Kurzform, wie nebenbei, hinzugefügt, so daß das Buch an manchen Stellen den Charakter einer Erzählung bekommt. »Das Leben von Caroline Herschel (1750-1848) hat in gewisser Weise seine Erfüllung gefunden. Sie wurde in Hannover geboren, wo sie und ihr zwölf Jahre älterer Bruder Wilhelm von ihrem Vater, einem Oboisten, in die Astronomie eingeführt wurden. Der Vater meinte, seine Tochter sei weder schön noch reich genug, um zu heiraten ...

Aber Caroline erhoffte sich eine Karriere als Sängerin und erhielt auch Anerkennung für ihre Leistungen. Aber Wilhelms (ihr Bruder, d.V.) astronomische Interessen hatten den Vorrang ... Aber Caroline war mehr als die Helferin ihres Bruders. Sie überarbeitete John Flamsteeds Sternkatalog, schrieb einen Katalog der Nebel ... und entdeckte siebzehn Nebel und viele Sternhaufen. Sie war auch die erste Frau, die einen Kometen entdeckte. Insgesamt fand sie acht.« (S.215ff)

Charaktereigenschaften oder Neigungen einzelner genialer Menschen werden so nebenbei erwähnt: »Kopernikus war ängstlich, Galilei war kaltherzig, Newton neigte ... zu Heimtücke und Boshaftigkeit ... (S. 177), wodurch das Schmökern in diesem Buch nicht nur informativ, sondern auch noch amüsant wird.

Mir hat das Buch viele Dinge unserer Universums mit Spaß näher gebracht. Kurzweilig zu lesen, mit interessanten Bildern, Zitaten und Beispielen aus der Kunst illustriert, ist diese Mischung aus Wissenschaftslektüre und Erzählung ein überaus kurzweiliges Lehrstück. Nancy Hathaway wurde in Washington geboren und lebt als Autorin und Journalistin in New York. Sie hat schon mehrere Bücher geschrieben und viele Artikel veröffentlicht, meist zu naturwissenschaftlichen Themen. l Nancy Hathaway: Wie alt ist die Sonne, und wie weit weg sind die Sterne? Ein Begleiter durch Raum, Zeit und die Wunder des Weltalls. Limes, München 1998. ISBN 3-8090-3014-7. Preis: 44,- DM

Gabriele Merziger

zurück

MATHILDE