An der Fachhochschule in Köln/Deutz gibt es den Studiengang
Fotoingenieurwesen. In diesem Studiengang werden den StudenInnen folgende Inhalte, wie
zum Beispiel "physikalische Optik", "Film- und Fernsehtechnik", "Fotografische
Bildgestaltung", "Fotografische Chemie", "Farbtechnik", "Marketing" oder "Repro- und
Labortechnik" vermittelt.
Im Grundstudium lernen die StudentInnen die naturwissenschaftlichen
Grundlagenfächer Physik, Mathematik und Chemie sowie die Fächer Recht und
Betriebswirtschaftslehre. Im Hauptstudium findet eine Spezialisierung in vier der
genannten Fachgebiete statt, zusätzliche Veranstaltungen, wie z. B. Holografie,
Audiovision oder Filmdramaturgie, sind belegbar.
Die Fächerwahl treffen die StudentInnen in Sicht auf ihre spätere Berufswahl,
denn der Diplom-Abschluss erfordert neben den Prüfungen eine schriftliche
Arbeit, die aus einem praktischen und einem Theorie-Teil besteht.
Der praktische Teil wird in der Regel in einem Unternehmen absolviert,
das dann auch potentielle ArbeitgeberIn ist.
Manchmal können die praktischen Teile auch an der Fachhochschule selbst absolviert
werden, die Bedingungen dazu sind aber denkbar ungünstig, da wegen finanzieller
Nöte nur sehr veraltete Geräte vorhanden sind. Beispielsweise wird im
Tonstudio der FH noch nicht digital, sondern mit alten Bandmaschinen geschnitten. Das
ist nicht nur aufwendiger und schwieriger, sondern auch für das zukünftige
Berufsleben nicht gerade vorbereitend, da heutzutage in der Industrie nur noch an
digitalen Schnittplätzen gearbeitet wird
Somit besteht ein lerntechnisches Problem durch die veralteten Geräte.
Fotoingenieurwesen ist der einzige Studiengang dieser Art in Deutschland, selbst
weltweit gibt es ihn lediglich noch einmal in Tokio. Allerdings gibt es verwandte
Studiengänge an verschiedenen Medienhochschulen, auch bei den Theater-,
Film- und Fernsehwissenschaften werden einige der Lerninhalte vermittelt.
MATHILDE-Redakteurin Gabriele Merziger sprach mit der Studentin Claudia Reger. Sie ist 27 Jahre alt, gebürtige Freiburgerin und studiert seit dem WS 92/93 in Köln/Deutz Fotoingenieurwesen.
Claudia, du studierst Fotoingenieurwesen, ein eher seltener Studiengang. Wie kamst du auf die Idee?
"Ich hatte nach dem Abi Interesse an Mathematik und am Fotografieren. Daraufhin habe ich im Berufsinformationszentrum in Freiburg zufällig eine Infobroschüre über den Studiengang entdeckt, aus der für mich ersichtlich wurde, dass sich hier meine technischen Interessen mit den naturwissenschaftlichen verbinden lassen. Ich habe daraufhin in Köln bei der FH angerufen und mir die Bewerbungsunterlagen zuschicken lassen.
Vor dem Studium und während des Grundstudiums war jeweils ein dreimonatiges Fachpraktikum bei einem Fotografen vorgesehen. Ich habe glücklicher weise beide Praktika vor dem Studium absolviert. Ich hätte nicht gewusst, woher ich im Grundstudium noch die Zeit für ein dreimonatiges Praktikum hätte nehmen sollen.
Wie viele StudentInnen gibt es in diesem Fachbereich in Köln, und weißt du, wie groß der Anteil der Frauen ist?
Die Statistik der Hochschule kenne ich nicht. Meines Wissens fangen pro Jahr ungefähr 120 StudentInnen an. Davon waren in meinem und den nachfolgenden Jahrgängen ungefähr ein Drittel Frauen, das war und ist ein sehr viel höherer Anteil, als noch in den Jahren zuvor.
Die Fachhochschule Köln/Deutz ist aber insgesamt zu mindestens 90 % männlich dominiert. Der Grund dafür liegt wohl darin, dass es in Deutz vor allem technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge gibt.
Und wie sieht es mit dem Lehrpersonal aus? Gibt es Professorinnen in diesem Fachbereich oder ist es eine reine "Männerwirtschaft"?
In meinem Studiengang gibt es lediglich eine Fremddozentin für das Fach Betriebswirtschaftslehre und zwei Fotografinnen, die das Fotolabor und das Fotoatelier betreuen und das praktische Fach Bildgestaltung unterrichten. Alle anderen Dozenten sind Männer. Das wirkt sich meiner Meinung nach auch auf den Unterrichtsstil aus, zumindest aus meiner Sicht als Frau. Das alte Klischee, dass Frauen mindestens doppelt so schlau sein müssen wie Männer, um ernt genommen zu werden, trifft hier leider noch oft zu.
Kannst du unseren Leserinnen noch kurz erzählen, wo die Berufsfelder für FotoingenierInnen liegen?
Die Mehrzahl der AbsolventInnen arbeitet in der Industrie, aber nicht nur in der Fotoindustrie, sondern auch in anderen Unternehmen, die in irgendeiner Form mit Kommunikationstechnik zu tun haben. Einige landen auch in Rundfunk- und Fernsehanstalten, eventuell auch mal der eine oder die andere beim Film.
Wie sind deiner Meinung nach die Berufschancen?
Wenn du das Diplom schaffst, sind die Chancen ziemlich gut, zumal in der Regel der praktische Teil der Diplomarbeit bei einem zukünftigen Arbeitgeber gemacht wird. Die große Hürde allerdings ist das Studium selbst. Höchstens ein Viertel aller StudentInnen eines Jahrgangs, also ungefähr 20 bis 25 AbsolventInnen, kommen zum Abschluss.
Claudia Reger, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und alles Gute für deine restliche Studienzeit.
Gabriele Merziger