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MATHILDE

Tipps für bessere Fotos

 

  1. Beschränken Sie sich in Ihrer Ausrüstung. Die Kamera ist ein Gebrauchsgegenstand und kein Prestigeobjekt.
  2. Führen Sie möglichst immer Ihre Kamera mit sich. Die besten Motive zeigen sich oft, wenn wir es am wenigsten erwarten.
  3. Vor den Erfolg haben die Göttinnen den Schweiß gesetzt, daher ist Training unabdingbar.
  4. Ständiger Filmtypwechsel erschwert das Vertrautwerden mit der Technik.
  5. Fotografieren Sie formatfüllend. Gehen Sie so nah wie möglich an Ihr Motiv heran.
  6. Halten Sie Ihre Kamera gerade. Ein schräger Horizont verdirbt das Bild.
  7. Achten Sie auf den Hintergrund. Er kann Ihr Motiv zerstören oder hervorheben.
  8. Fotografieren Sie (wenn nicht ausschließlich, dann unter anderem auch) themenorientiert. Sie werden ein Gespür dafür bekommen, wie sehr Ihre Bilder Teil eines Ganzen sind.
  9. Lernen Sie von anderen Fotos in Büchern und in Ausstellungen. Der anfänglichen Imitation wird die eigene Kreativität folgen.
  10. Setzen Sie sich ein bestimmtes Lernziel (Rom wurde auch nicht in drei Tagen erbaut!) und setzen Sie sich eine Zeit, in der Sie dieses Ziel erreicht haben möchten.
  11. Tauschen Sie sich aus mit anderen Fotografinnen und Fotografen. Überlegen Sie, warum Sie so und nicht anders fotografieren.

Mit dem Fotoapparat malen

Wer hat noch nie auf den Auslöser eines Fotoapparates gedrückt? Wer hat sich noch nie gewünscht, bessere Bilder zu machen? Fotografieren ist kinderleicht. Das können auch schon die Kleinsten und tun es mit Freude. Doch wer sich ein bisschen genauer mit diesem Metier beschäftigen möchte, wird bald einer Fülle von Aspekten gegenüberstehen, die alle eine Rolle spielen, ob das Foto einer ursprünglichen Idee entspricht oder ob es mehr ein Zufallsprodukt geworden ist.

Wir müssen sicherlich nicht den kanadischen Künstler Jeff Wall nachahmen, der nach Istambul reiste, drei Wochen lang über 500 Aufnahmen machte, weil er einen Menschen fotografieren wollte, der in die Großstadt kommt. Mit einem einzigen Bild ist er heimgekehrt, das nun in verschiedenen Ausstellungen der Welt gezeigt wird. Die vielen Fotos, die er gemacht hat, um seine Idee zu realisieren, sind nach eigener Aussage Ausschuss und haben keine weitere Verwendung. Das Interview mit ihm in DIE ZEIT vom 28.5.1998 hat mich doch sehr erstaunt. Es zeigt eine Art zu fotografieren, die sicher das andere Extrem ist von der Möglichkeit, solange zu knipsen, bis von den Zufallsprodukten vielleicht auch ein ausstellungsreifes Foto abfällt. Die Ausbeute wird wahrscheinlich nicht geringer sein, denn es ist wohl kaum möglich, 500 nichtssagende Aufnahmen zu machen.

Doch auch für diese zweite Möglichkeit sollten wir etwas von den Aspekten der Fotografie und Bildgestaltung wissen, sonst wird unser "zufällig ausstellungsreifes" Foto eben nicht in einer Ausstellung, beziehungsweise nicht einmal im Bilderrahmen fürs Wohnzimmer landen.

Motivation

Die erste und vielleicht sogar wichtigste Frage heißt: Warum fotografiere ich eigentlich? Will ich etwas damit erreichen und - wenn ja - was will ich bezwecken? Jede Motivation ist legitim, doch die Gründe sollten uns klar sein. Es ist wichtig, ob wir fotografieren wollen zur Erinnerung, weil es heutzutage dazugehört, um den Blick für die Umwelt zu schulen, um mit dem Nachbarn die Urlaubsfotos zu vergleichen, zur Dokumentation, um Entwicklungen (z.B. der heranwachsenden Kinder) festzuhalten, aus Lust am Experimentieren, aus beruflichen Gründen, zu Werbezwecken - es gibt sicher noch viel mehr Gründe als diese genannten. Die Klarheit über die Beweggründe wird die Auswahl der Ausrüstung, der Techniken und der verschiedenen Materialien erleichtern. Sie wird helfen, nicht das Motiv nach der Ausrüstung und den Möglichkeiten auszuwählen, sondern die Ausrüstung der eigenen Intention anzupassen.

Die Kamera

Für die Wahl der Kamera ist hauptsächlich zwischen vier Kategorien zu unterscheiden: die Kompaktkameras, die Spiegelreflexkameras, neuerdings das Advanced Fotosystem und die digitalen Kameras.

Die Kompaktkameras haben sich sicher nicht zuletzt deshalb so stark verbreitet, weil sie einfach zu bedienen sind, wenig Gewicht haben und fast in jede Hosentasche passen. Darüberhinaus kann frau ordentliche Bilder mit ihnen machen, ohne erst aufwendige Technik erlernen zu müssen.

Doch wenn frau die unterschiedlichen Tiefenschärfen der verschiedenen Blenden zur Bildgestaltung nutzen möchte oder Einfluß zu nehmen wünscht auf die Verschlusszeiten, um zum Beispiel das Fließen eines Baches verschwommen oder "wie eingefroren" darzustellen, dann kommt sie sehr schnell an die Grenzen ihres kleinen "Schnellschußapparates". Auch ist in der Regel ein externer Blitz nicht an die kleinen Pocketkameras anzuschließen. Ebensowenig gibt es für sie Filter oder Vorsatzlinsen. Hier ist der Einsatzbereich für die Spiegelreflexkamera mit ihrem vielseitigen Zubehör, der ganz auf die Wünsche und Ideen der Fotografin abgestimmt werden kann.

Das Advanced Photosystem ist vielleicht das System der Zukunft. Besonders leichtes Filmmaterial mit besonderen Qualitäten und in anderen Formaten als den gewohnten ist in Kassetten untergebracht. Dieses System verfügt über optische und magnetische Datenspuren, es kann für gleichbleibende Qualität sorgen (die Daten der Laborarbeiten werden auf dem Film gespeichert), der Film bleibt immer in seiner Kassette (das Material bleibt also geschützt). Mit einem "Player" können die Fotots auf jeden normalen Fernseher übertragen werden. Dieses System ist ein Zwischending zwischen den herkömmlichen Fotoapparaten und den Digitalkameras.

Die Bilder dieser letztgenannten Kategorie werden digital aufgenommen und gespeichert, können direkt in den PC eingelesen und dort bei Bedarf weiterverarbeitet oder per Internet verschickt werden. Außerdem können mit dem Foto auch akustische Signale aufgenommen werden. Das Herausarbeiten von Verfremdungen und Effekten oder das Herstellen von Montagen wird mit erheblich weniger Aufwand möglich als "einstmals" in der Dunkelkammer. Doch derzeit sind die Kosten und Folge- oder Nebenkosten (Drucker, Software und dergleichen) noch so hoch, dass diese Technik für die Normalverbraucherin bisher kaum in Frage kommt.

Das Material

Da wir wohl vorerst noch bei den herkömmlichen Kameras bleiben, möchte ich auf das Fotomaterial für diese eingehen. Da ist zwischen dem Aufsichts- und dem Durchsichtsbild (Dia) zu unterscheiden, beide sind farbig oder als schwarzweißes Foto möglich. Da gibt es die vielen Filmempfindlichkeiten und die verschiedenen Hersteller. Grundsätzlich ist zu sagen, daß frau, wenn sie sich etwas mehr mit Fotografie befassen möchte, zunächst überlegen und ausprobieren, dann jedoch nicht ständig den Hersteller oder das Material wechseln sollte, denn Erfahrungen kann frau am besten durch Wiederholung sammeln. Wenn sie sich auf ein Material einge"schossen" hat, kann sie sich mehr auf die unterschiedlichen Situationen, zum Beispiel auf die Lichtverhältnisse konzentrieren und die Ergebnisse vergleichen. Wenn immer wieder anderes Material von unterschiedlichen Herstellern benutzt wird, kann sie viel weniger einschätzen, wie das vielleicht ganz anders geplante Ergebnis zustande kam. Das Gleiche gilt für die Entscheidung, ob sie lieber Aufsichtsbilder macht oder lieber Diaserien herstellt. Jede Art hat ihren eigenen Reiz, der jedoch erst richtig ausgeschöpft werden kann, wenn frau sich in eine bestimmte Art und Weise (wenigstens eine Zeit lang) einarbeitet. Immer von einer Methode zur anderen zu springen, macht nicht kompetent. Auch eine Malerin wechselt nicht ständig ihre Techniken. Ich persönlich habe mich vor Jahren ganz bewußt für die Schwarzweiß-Fotografie entschieden und diese Entscheidung bis heute nicht bereut, auch wenn ich die Begrenzung durch die fehlende Farbe gelegentlich als Mangel empfunden habe. Es gab jedoch nur selten solche Situationen.

Themen

Ein anderer Aspekt, der eng zusammenhängt mit der Motivation zum Fotografieren, ist die Wahl der Themen. Knipst frau, was ihr vor die Linse läuft, oder hat sie eine Idee, die sie gezielt zu verwirklichen sucht? Auch da ist es wie bei der Wahl des Materials. Es kann sein, daß sich die Entscheidung für ein Thema (z.B. das Heranwachsen der Kinder, die Dokumentation des Urlaubs) einfach ergibt, es kann aber auch sein, daß frau sich bewußt ein ganz bestimmtes Thema stellt. Themen könnten neben den oben genannten zum Beispiel sein: die Architektur einer Stadt oder einer Epoche, Landschaftsaufnahmen, das menschliche Portrait, Aktfotos, Tierfotos, Sportfotografie, Veränderungen und Abläufe in Bilderfolgen, Nahaufnahmen, Makro- und Mikrofotografie und noch mehr.

Bildgestaltung

Es gibt Leute, die haben sozusagen "ein Händchen" fürs Fotografieren. Doch dieses "Händchen" kann frau durchaus erlernen. Es gibt keine Regel, die nicht gebrochen werden darf, trotzdem ist es gut, solche zu kennen wie zum Beispiel: Die Personen sollen "ins" Bild schauen, nicht zum Rand heraus. Bildwichtige Teile gehören in die Bildmitte. Abgeschnittene Füße mit überschüssigem Raum über dem Kopf wirken stümperhaft. Hell und Dunkel sollte (wenn nicht bewußt als Stilmittel eingesetzt) ausgewogen sein, Vorder- oder Hintergrund müssen mitbedacht werden, denn sie können eine Bildaussage unterstreichen oder zerstören. Der Schwerpunkt eines Bildes liegt immer im rechten, unteren Bereich. - Aber wie gesagt, es gibt viele Regeln doch keine ohne Ausnahme.

Ausarbeitung - Das eigene Labor

Der Film ist voll. Was soll soll nun geschehen? - Haben Sie genug Vertrauen, Ihre wertvollen Fotos einer Drogerie zu überlassen? Nicht immer ist der billige Schnellabzug ("Schon in zwei Stunden sind Ihre Bilder fertig!") auch preiswert, denn es ist klar, daß diese Eilverfahren nur nach "Schema F" durchgeführt werden können. Oder haben Sie genug Zeit und Interesse, die Weiterverarbeitung selber in die Hand zu nehmen? Wenn Sie dies bejahen, tun sich ungeahnte Möglichkeiten der Kreativität für Sie auf. Außerdem werden Sie zu den selbst vergrößerten Papierbildern einen anderen Bezug haben, als zu den in Auftrag gegebenen. Von mir kann ich sagen, daß mein Interesse an Fotografie ohne die eigene Dunkelkammer sicher ein ganz anderes wäre, vielleicht ein sehr viel mehr distanziertes.

Aufbewahrung - Präsentation

Es ist gleich, ob in Auftrag gegeben oder selber vergrößert, ob Aufsichtsbild oder Dia, ob schwarzweiß oder farbig, last not least müssen unter dem Aspekt der Aufbewahrung Entscheidungen getroffen werden. Zunächst ist es wichtig zu wissen, was frau tun muß, dass die Produkte nicht zu Schaden kommen, denn Wert und Attraktivität von Fotos nehmen im Laufe der Jahre eher zu als ab. Spätere Generationen haben an alten Bildern oft ein sehr großes Interesse.

Bezüglich der Präsentation sind der Phantasie und Kreativität keine Grenzen gesetzt. Vieles ist möglich: vom Aufbewahren im Schuhkarton über das Einkleben in Fotoalben, die gerahmte Vergrößerung bis zur Teilnahme an Fotowettbewerben, Ausstellungen oder Veröffentlichungen in Büchern. In jedem Fall sollte frau ein System der Aufbewahrung entwickeln, das ihr entspricht, das ihre Produkte schützt, ihr den Überblick erhält und sie bei Bedarf ein ganz bestimmtes Foto (und sein Negativ) wiederfinden lässt.

Weiterführende Literatur

Lust zu mehr und gezielterem Fotografieren? Es gibt ausreichend gute Fotoliteratur. Ich habe sehr viel gelernt in diversen Fotokursen und aus Büchern, vor allem aus denen von Felix Freier, "Fotografieren lernen - Sehen lernen", von Freier und Sarrazin "Fotos: Selbst entwickeln - Selbst vergrößern / Kreatives Gestalten und praktische Technik"(DuMont Buchverlag) und den Büchern von Anselm Adams "Die Kamera", "Das Negativ" und "Das Positiv" (Christian Verlag).

Margret W.-Simon

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