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Der Titel zu dem abgedruckten Plakat für eine Ausstellung aus dem Jahr 1988 wird auch dem Bilderlesebuch der Herausgeberin Kristine von Soden über Rosa Luxemburg gerecht. Ein ansprechend gestaltetes Geschichts-, Lese, Bilderbuch, das nicht nur Rosa Luxemburg lebendig werden lässt, sondern auch ihre Mitmenschen und die Zeit, in der sie lebten. Von der Pariser Commune, dem Geburtsjahr Rosas bis zum Beginn der Weimarer Republik, in deren erstem Jahr sie brutal erschlagen wurde, reicht der historische Rahmen.
Ein Rahmen, der das historische Umfeld, das sie prägte und von ihr geprägt wurde, auf vielfältige Art und Weise wiedergibt. Kompetente Autorinnen und Autoren, von Kristine von Soden, Walter Jens, Micha Brumlik, über Corinne Bouillot bis zu ihrem Biographen, Frederik Hetmann kommen zu Wort. Die Verwendung einer Vielzahl historischer Quellen, Fotos, Briefe, Dokumente, Karikaturen, Zeitungsartikel vermitteln einen authentischen Eindruck der Zeit. Das solide wissenschaftliche Fundament des Buches machen es nicht nur für Laien interessant. Anrührend und ermutigend sticht die liebevolle Schilderung der Freundschaft Clara Zetkins und Rosa Luxemburgs von Marianne Walle hervor. Noch zwei Tage vor Rosas Tod schreibt Clara ihr einen Brief, in dem sie ihre Sorge und Angst um die Freundin zum Ausdruck bringt: "Vor meinem Geist steht die geschichtliche Größe und Bedeutung Deines Handeln. Aber das Wissen darum vermag die Stimme meines Herzens nicht zu übertäuben. Nicht zu übertäuben meine qualvollen Sorgen und Ängste um Dich, nicht zu übertäuben das Gefühl des Schmerzes, der Schmach, daß ich nicht bei Dir bin, Deinen Kampf nicht teile, Dein Los und vielleicht Deinen Tod".
Die Authentizität des Buches hat ihren Preis: Die Abbildung eines Fotos der toten Rosa, die erst nach einem halben Jahr aufgefunden worden war, ist schockierend und ernüchtern. Jenseits aller Sozialromantik wirft sie die Betrachterin auf den Boden der Tatsachen zurück und hält die Wut gegen Unterdrückung lebendig.
Christel Maria Fuchs
Christin von Soden (Hg.),
Rosa Luxemburg, Berlin, Elefanten Press Verlag,
1995
