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Kindsein ist nicht kinderleicht

»Kinder im Stress? Das gibt es doch nicht, den Kindern in Deutschland geht es so gut wie noch nie«. Diese Ansicht ist weit verbreitet und auf den ersten Blick scheint sie auch zu stimmen. Die meisten Kinder in unserem Land haben ausreichend zu essen, sind ordentlich gekleidet, viele haben reichlich Taschengeld und ein eigenes Zimmer. Lauter Dinge, die noch vor fünfzig oder hundert Jahren nicht selbstverständlich waren.

Schwierige Lebensumstände

Dennoch leben viele Kinder heute in einer für sie schwierigen Welt. Jede dritte Ehe wird geschieden, Kinder müssen sich oft auf wechselnde Bezugspersonen einstellen. Viele Kinder haben kein Umfeld mehr, in dem sie sich fei bewegen und austoben können. Alles ist reglementiert, zugepflastert und sogar lebensgefährlich durch einen überbordenden Autoverkehr. Was die Kinder aus dieser Umwelt nicht mehr direkt erfahren können, lernen sie aus den Massenmedien, vor allem dem Fernseher. Dadurch sind sie zwar viel besser informiert, aber nicht mit den Problemen konfrontiert, die schwer auszuhalten sind: Krieg, Verbrechen, Elend, Armut, Arbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung. Kinder nehmen dies Themen ernt und können sie als sehr beängstigend erleben, leider sind sie ja auch zunehmend real davon betroffen. Auch der Übergang in eine neue Entwicklungs- oder Lebensphase kann belastend sein, ebenso wie Veränderungen im sozialen Umfeld, z. B. ein Schul- oder Klassenwechsel, familiäre Konflikte oder unbefriedigende Kontakte mit Gleichaltrigen.

Wir können auch davon ausgehen, dass Kinder heute deutlich mehr unter schulischem Stress stehen, als frühere Generationen. Die Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft spiegeln sich häufig in einer Überforderung von Kindern in der Schule.

Selbst was tun gegen Stress

Aber nicht nur die erhöhten Anforderungen der Umgebung spielen eine Rolle bei der Entstehung von Stress. Erst wenn das Gleichgewicht zwischen Anforderungen und Fähigkeiten eines Kindes auf Dauer gestört ist, entsteht krankmachender Stress. Kinder brauchen verständnisvolle Menschen, mit denen sie über ihre Sorgen sprechen können. Darüber hinaus können aber auch Kinder schon lernen, mit Belastungen umzugehen, sich selbst Entspannungspausen und Entlastung zu verschaffen, erfreuliche Erlebnisse wahrzunehmen und daraus Kraft zu schöpfen.

Zilgrei - Atmung und Bewegung

Eine Form der Selbsthilfe kann Zilgrei sein, eine sanfte Selbstbehandlungsmethode, die auch für Kinder nicht schwer zu erlernen ist. Heidi Ninomiya-Rehm hat Erfahrung mit Kindern, die bereits unter psychosomatischen Stresssymptomen leiden, wie Kopf- und Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Konzentrationsschwäche. Zilgrei wirkt durch gezielte Haltungs- und Bewegungsfolgen in Verbindung mit einer speziellen Atemtechnik. Kinder machen in diesen Kursen die Erfahrung, dass in ihrem Körper viel mehr Kraft steckt, als sie vermuten. Spielerisch und mit Musik lernen sie, ihren Körper bewusst wahrzunehmen und dabei Fehlhaltungen und Spannungszustände abzubauen. Zilgrei regt Kinder dazu an, selbstverantwortlich mit Körper und Seele umzugehen. Dadurch wird auch das Selbstbewusstsein gestärkt und selbstständiges Handeln gefördert.

Die Zilgrei-Lehrerin Heidi Ninomiya-Rehm gibt Kurse für Kinder nachmittags und an Wochenenden.
Fax und Telefon: 06151 / 28 999.

Barbara Obermüller

Literatur:

  • Bettina von Bornhaupt, Klaus Hurrelmann, Kinder im Stress?
    Beltz-Verlag, Weinheim und Basel, 1991
  • Adriana Zillo, Hans Greissing, Neue Hoffnung: Zilgrei
    Mosaik Verlag 1985/1990

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