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Nachdem im März 1996 das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Jungs, Familie und Gesundheit das neu aufgelegte Programm "Ausbildung und Beruf" vorstellte und vom Land Hessen für den Zeitraum 1996 - 1999 1,7 Millionen DM bereitstellte, bewarb sich der Sozialkritische Arbeitskreis Darmstadt e.V. (SKA) mit einer Konzeption um Gelder für eine Interkulturelle Mädchenwerkstatt. Das eingereichte Konzept hat das Ziel, Mädchen zu anderen nicht frauentypischen Berufen zu führen.
Die Erfahrungen zeigen, dass die Berufswünsche von 12-jährigen Mädchen im Gegensatz zu 15- bis 16jährigen Mädchen noch sehr breit gefächert sind. Berufsorientierte Angebote der Mädchenwerkstatt sollen darauf abzielen, dass Mädchen handwerklich-technische Grundqualifikationen erlangen. Dabei werden Fertigkeiten in frauenuntypischen Berufsfeldern erlangt, die den Schlüssel für verbesserte Arbeitsmarktchancen bedeuten. Insbesondere sollen Mädchen aus sozialen Brennpukten, Mädchen aus Haupt- und Realschulen, sowie Migrantinnen mit diesem Angebot angesprochen werden. Eine Berufs-Info-Serie, die Vermittlung von Praktikums-Plätzen und Betriebsbesichtigungen sollen bei der Berufsorientierung helfen. Ca. 300 Mädchen pro Jahr könnten die Angebote der Mädchenwerkstatt wahrnehmen.
Im Mai 1996 sichert Stadtrat Gerd Grünewaldt zu, dass eine städtische
Finanzierung zu, wenn es auch Landesmittel für die Mädchenwerkstatt
gibt.
Am 11. Juni befürwortete der Jugendhilfeausschuss der Darmstadt die
Mädchenwerkstatt und forderte,dass die kommunalen Mittel im Jugendhilfeetat
bereit gestellt werden sollen.
Am 13. Juni 1996 bekam der SKA vom Land Hessen den Zuwendungbescheid
über 52.000 DM für das Jahr 1996.
Herr Grünewaldt fragt im Juli 1996 beim Landesjugendamt nach einer schriftlichen
Zusage des Landes Hessen für die Finanzierung der Folgejahre 1997-99.
Eine Magistratsvorlage zur Mädchenwerkstatt wird nicht beschlossen,
da laut Grünewaldt die Zusage des Landes Hessen nicht vorläge. Im Darmstädter
Echo wird von Herrn Grünewaldt ein Artikel veröffentlicht "Vorerst keine
Mädchenwerkstatt".
Auf eine Anfrage der Grünen teilt Grünewaldt mit, dass er wegen der
fehlenden Zusage des Landes Hessen das Projekt zurückgestellt habe.
Am 25.10.1996 wird im Jugendhilfeausschuss ein Antwortschreiben des
o.g. Ministeriums mit der ausdrücklichen finanziellen Zusage für den
Zeitraum 1996-1999 Herrn Stadtrat Grünewaldt vorgelesen.
Das Ministerium wendet sich an die Stadt mit der ausdrücklichen Bitte,
sich für die städtische Komplementärfinanzierung einzusetzen, damit
dieses beispielhafte Mädchenprojekt so schnell als möglich begonnen
werden kann.
Düster sieht es aus um die Mädchenförderung in Darmstadt, der politische Wille fehlt. Andere Institutionen in Darmstadt haben Beschäftigungsprojekte im selben Programm erhalten und dies ohne Landeszusage! Das Gefühl, dass in Darmstadt mit zweierlei Maß gemessen wird, drängt sich immer mehr auf.
Anja Spangenberg