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Frauen auf Briefmarken:

Käthe Kollwitz

Käthe Kollwitz ist sowohl auf der älteren als auch auf der neueren Frauenserie abgebildet. In beiden Fällen handelt es sich um ein Selbstbildnis der Käthe Kollwitz, die sich in jedem Lebensalter dargestellt hat.
Auch in die Darstellung der Gesichter anderer Frauen sind ihr immer wieder die eigenen Gesichtszüge "hereingerutscht". Ebenso tragen einige Figuren des Bildhauers Ernst Barlach (1870-1938) ihre Züge (zum Beispiel "Das Wiedersehen").

Wer war diese Frau?

1867 in Königsberg geboren, wird ihr Talent zum Glück früh von den Eltern erkannt und gefördert. Bereits als Vierzehnjährige erhält sie - noch in Königsberg - Zeichenunterricht. 1885 - 1886 besucht sie die Künstlerinnenschule in Berlin und setzt dann ihre Ausbildung in Königsberg und München fort.

1891 heiratet sie ihre Jugendliebe Karl Kollwitz und folgt ihm in den Norden Berlins, wo er eine Kassenarztpraxis eröffnet. Die Eheleute engagieren sich mit ihrem jeweiligen Talent für die ausgebeuteten Massen und fortschrittliche Politik, er als Arzt und Sozialdemokrat, Käthe durch ihre Kunst. (Teilweise werden ihr die Aufträge von Gewerkschaften und anderen Institutionen fast zuviel.)

Der Durchbruch gelingt Käthe Kollwitz 1898 mit 6 Blättern "Weberaufstand", die sie nach dem Besuch der Uraufführung von Gerhart Hauptmanns Stück "Die Weber" beginnt. Vier Jahre arbeitet sie an der Folge, deren erstes Blatt mit "Not" betitelt ist. Diese Lithographie stellt eine Weberstube dar, in der eine Mutter ihr verhungertes Kind beweint. Ich finde dieses Bild in mehrfacher Weise typisch für die Kollwitz: Im Mittelpunkt steht der Mensch in seiner Not, oftmals ist es eine Frau. Die BetrachterInnen spüren die Emotionalität, die innere Notwendigkeit, mit der K.K. ihre Kunst "produziert". So sagt Käthe Kollwitz selbst über ihre Werke, dass sie sie gewissermaßen mit ihrem Blut gemacht habe.

Ist ihre Kunst, die Mit-Empfinden und Sich-Einfühlen ausdrückt, eine typisch weibliche Kunst?

Käthe Kollwitz hat sich nicht als Vorkämpferin für Künstlerinnen empfunden, obwohl sie in vielen Instutionen die erste Frau war: 1899 tritt sie der Berliner Sezession bei, unterrichtet 1898 - 1903 an der Berliner Künstlerinnenschule und treibt Studien in Paris und Italien (1904 -1907). Sie zeichnet für die berühmte Satirezeitschrift "Simplicissimus" (1907 - 1909) und wird 1919 als erste Frau in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen.

Der 1. Weltkrieg ist ein tiefer Einschnitt in Kollwitz Leben: Ihr Sohn Peter meldet sich als Kriegsfreiwilliger und fällt schon im Oktober 1914. Käthe Kollwitz drückt ihren Schmerz in einem Denkmal aus "Die Eltern", dieses Monument wird 1932 auf dem Soldatenfriedhof bei Dixmuiden (Flandern) aufgestellt. Schon seit 1910 hat sie sich mehr und mehr plastischen Arbeiten zugewandt und bedauert am Ende ihres Lebens, dass sie nicht ausschließlich als Bildhauerin gearbeitet hat.

Ab 1910 beginnt Kollwitz auch, Tagebuch zu führen, 10 Bände füllt sie, ihr Sohn Hans (geb. 1892) wird sie herausgeben. Zum Verständnis ihres Oeuvres sind sie jedoch nicht vonnöten,da Käthe Kollwitz nicht abstrakt arbeitet. Sie ist dadurch "unzeitgemäß" und wird im "Mutterland" der modernen Kunst, Frankreich, kaum beachtet.

Das Thema KRIEG bestimmt ihre Arbeiten in den zwanziger Jahren. Die Folge von sieben Holzschnitten zu diesem Thema erschien 1924, besonders berühmt ist ihr Plakat "Nie wieder Krieg" (1924).

1927 und 1933 finden große Kollwitz-Ausstellungen in der UdSSR statt. Mit dem eigenen Tod setzt sie sich auseinander, indem sie bereits 1935 ihr Grabrelief gestaltet (ihre Urne ist auf dem Berliner Friedhof Friedrichsfelde beigesetzt). 1936 erhält sie inoffiziell Ausstellungsverbot, ihr Haus und viele ihrer Werke werden beim Bombenangriff 1943 vernichtet. Käthe Kollwitz stirbt am 22.4.45 in Moritzburg bei Dresden, wohin sie evakuiert war.

Zum Glück sind viele ihrer Werke erhalten, einige befinden sich im Washingtoner Künstlerinnenmuseum (The National Museum of Woman in the Arts, eröffnet 1987), einige sind in Berlin und Dresden dem Publikum zugänglich.
Ich finde zwei Zeugnisse, die zu ihrem 60. Geburtstag 1927 erschienen sind, sehr zutreffend:

  • "Ihre Kunst scheint rein äußerlich nichts mit Politik zu tun zu haben, ist aber in ihrer Wirksamkeit außerordentlich politisch." (Alfred Durus).
  • "Ihre schweigenden Linien dringen ins Mark wie ein Schmerzensschrei." (Gerhart Hauptmann).

Dorothea Kring

Literatur:

  • Krahmer, Catherine: Kollwitz, rororo Monographien 8. Auflage 1994,
  • Schmalenbach, Fritz: Käthe Kollwitz, 1965 (Abb. Ihrer Werke),
  • Kollwitz, Hans (Hrsg.): Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken. Ein Leben in Selbstzeugnissen. Wiesbaden. O.J.
  • Susan Fisher Sterling: Künstlerinnen. The National Museum of Woman in the Arts. München, Ars edition 1996 (Anmerkung: Ein wunderbarer kleiner Katalog im Handtaschenformat, kostet nur 16,80 DM)

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