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Milli Bau – ein Portrai

Erst kürzlich wurde ihr die Goldene Verdienstplakette der Stadt Darmstadt für völkerverständigendes Engagement in aller Welt verliehen.
Nun wurde Milli Bau erneut geehrt und beglückwünscht: Am 29. Juli feierte die immer noch sehr aktive Weltenbummlerin (Journalistin, Reiseschriftstellerin) ihren 90sten Geburtstag. Frau Bau blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück.

Die 1906 in Darmstadt geborene Tochter aus "gutbürgerlichem" Hause wurde größtenteils von Hauslehrern erzogen und besaß schon im Alter von 16 Jahren ein Theaterabonnement. Die so erworbene solide Allgemeinbildung sollte ihr Jahre später sehr von Nutzen sein.

1932 verließ Milli Bau Darmstadt nach der Eheschließung mit einem "Siemensdirektor" und führte in Hamburg an der Seite ihres Gatten einen hochherrschaftlichen Haushalt mit "viel Hausrat und Personal". Dort begann dann auch ihr eigentliches Leben. Ihr Haus in Hamburg galt damals schon als kleines Kulturzentrum, denn es verfügte über einen ansehnlichen Bücherbestand, der von Wissenschaftlern, Gelehrten und anderen kulturell orientierten Autoren genutzt werden konnte. Die kleine Bibliothek im Hause Bau überstand die Kriegsjahre unversehrt und es entstand schon früh der Gedanke, gezielt ein Archiv zu erstellen.

Da die Hausherrin in keiner Weise nationalsozialistisch vorbelastet war und somit auch nicht durch die Spruchkammern gehen musste, konnte sie sofort nach dem Krieg den ihr gebotenen Posten als Feuilleton-Chefredakteurin bei der Hamburger Zeitung "Welt" annehmen.

Ihre erste große Reise führte die Journalistin nach Südamerika. Eine Expedition in das Quellgebiet des Amazonas, die sie später schriftlich dokumentierte.

1956 nach dem Tod ihres Mannes gab die abenteuerlustige Milli Bau ihren festen Wohnsitz in Hamburg auf, um sich auf eine dreieinhalb jährige Reise zu begeben. Die Möbel wurden eingelagert und die Bücher in das Institut für Auslandsbeziehungen nach Stuttgart geschickt. Ein wertvoller Teppich reichte, um einen VW-Bus zu erstehen und diesen für die große Fahrt optimal einrichten zu lassen. Währenddessen ließ sich die Autorin in einer Werkstatt unterrichten: "Was man mit einem Auto so macht, wenn es unterwegs stehen bleibt", denn im Reiseziel Asien gab es damals noch nicht überall Autowerkstätten. Frau Bau kann sich noch an den Namen des Schiffs erinnern, das sie nach "Beyrouth" brachte und an die Bedenken des Kapitäns betreffs ihrer Reisepläne. Er hätte sie gerne wieder, sogar auf eigene Kosten, mit nach Europa zurückgenommen. Aber die Tochter eines Sven Hedin Verehrers war nicht mehr aufzuhalten, für sich und ihre Mitmenschen die heutige Seidenstraße neu zu entdecken.

Somit begann das Asienarchiv mit eigenen Aufzeichnungen: Die Reiseschriftstellerin gehörte zu den wenigen, die diese einmalige geschichtsträchtige Landesverbindung der damaligen Welt, die Seidenstraße, bereist und durchmessen hat.

Natürlich blieb es nicht bei dieser einen Reise. Insgesamt kann Milli Bau über 40 Reisejahre berichten. Aber immer wieder war es Asien, das sie reizte, sich kürzer oder länger in der Ferne aufzuhalten. War dies nicht immer möglich, tat sie es die übrige Zeit in Gedanken.

Ihre Berichte würden weitere Bücher füllen, aber hier kann nur angedeutet werden, wie sehr sich diese frühe Beziehung zur Seidenstraße prägend auswirkte, da diese nicht nur Pilgerpfad und Handelsstraße war, sondern dem Kulturaustausch diente. Diese Erkenntnis versuchte Milli Bau in zahlreichen Berichten zu vermitteln und das kulturelle Band, das beide Kontinente verbindet, enger zu knüpfen.

Sieben Jahre lebte sie in Teheran und wurde selbst zur kulturellen Institution. Durch einen Unfall und dessen Folgen konnte Milli Bau auf Umwegen wieder in ihre Heimatstadt Darmstadt zurückkehren. Der ehemalige Oberbürgermeister W. Sabais bot ihr eine Wohnung an und schätzte sich glücklich, somit Autorin und Archiv für Darmstadt gewonnen zu haben.

Bei einer Reise nach Jakutsk lernte Milli Bau Prof. Dr. Swetlana Prokopjewa kennen und schätzen. Diese Freundschaft trägt noch heute Früchte in Form von kulturellen und wissenschaftlichem Austausch, an dem sich die FH Darmstadt, die Lichtenbergschule, viele soziale Einrichtungen und das Landesmuseum ständig beteiligen. Besonders stolz ist Frau Bau, 1995 mit Hilfe ihrer Freunde die große Mammutausstellung im Landesmuseum ermöglicht zu haben. So kamen auch aus dem fernen Jakutien viele Glückwünsche, verbunden mit dem Wunsch, dass Frau Bau noch lange so agil betreut werde, wenn das Archiv auch mittlerweile der Stadt Darmstadt übereignet wurde. schließt sich den guten Wünschen an.

Gerty Mohr

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