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Wenn Frau den Mann und nicht den Namen heiratet …

"Mir war es nicht wichtig, meinen Nachnamen zu behalten." - Frauen antworten sehr oft mit diesen oder ähnlichen Worten, wenn sie danach gefragt werden, warum sie bei der Eheschließung ihren Namen abgegeben haben, selbst dann, wenn es die zweite Namensänderung nach Scheidung und Wiederverheiratung ist. Männern dagegen ist es sehr wohl wichtig, ihren Nachnamen zu behalten und sei es nur wegen der lästigen Änderungseintragungen in den eigenen Papieren.

Dass Frauen solche Änderungen nicht schrecken, ihnen ihr eigener Geburtsname nicht so wichtig erscheint, erklären sie selbst oft traditionell: "Ich kenne das eben so von früher, ich bin so erzogen worden, dass Frauen ihren Namen abgeben." - Argumente, die auch von jungen Frauen gebracht werden. Ob diese "nur eine Formalität" aus einer Zeit, in der Männer ihre Frauen durch Eheschließung in die Familie aufnahmen, sich einfach so bis heute gehalten hat oder ob Frauen sich selbst einfach weniger mit ihrem angeborenen Namen identifzieren, muss leider Spekulation bleiben.

Tatsache aber ist, dass heute bei der Eheschließung beide nicht unweigerlich denselben Nachnamen haben müssen, sondern - neben verschiedenen Doppelnamenkombinationen - jeweils ihren eigenen Geburtsnamen behalten können. Dies ist seit dem am 1. April 1994 in Kraft getretenen neuen Familiennamensrecht möglich.

Tatsache ist aber auch, dass für viele eine Familie mit unterschiedlichen Nachnamen undenkbar ist. Statistische Daten darüber, wieviele Frauen nicht den Namen des Mannes ehelichen, gibt es nicht. Weder das Amt für Statistik in Darmstadt noch das statistische Landesamt in Wiesbaden beschäftigen sich mit einer solchen Fragestellung.

Ob das mangelnde Interesse an der Namensverteilung innerhalb der Ehe lediglich am zu hohen Zeitaufwand liegt, wie das Standesamt Darmstadt behauptet, das die Eheschließungsdaten zum Beispiel nach Alter, Religionszugehörigkeit oder Nationalität an die Statistikämter weitergibt, oder einfach am Desinteresse an der Sache, sei dahingestellt.

Zumindest aber war das Darmstädter Standesamt bereit, eine Strichliste für die Namensgebung in einem nicht genannten Monat vom Frühjahr dieses Jahres für zu erstellen. Das Ergebnis einer solchen "Statistik" ist zwar nicht zu verallgemeinern, doch es ergibt ein Bild, das nach Meinung der Standesbeamten nicht unüblich ist:

In diesem ausgewählten Beispielmonat im Jahre 1996 haben 93 Paare geheiratet (diese Zahl liegt über dem Monatsdurchschnitt, im Jahr heiraten in Darmstadt etwa 850-900 Paare). 79 davon wählten den Namen des Mannes als gemeinsamen Ehenamen, wovon 10 Frauen diesem noch ihren eigenen Geburtsnamen vor- oder hintenanstellten. In lediglich zwei Fällen (also etwas mehr als zwei Prozent) wurde der Name der Frau Ehename und nur zwölf Paare (knapp 13 Prozent) entschieden sich für getrennte Namensführung. Rund 85 Prozent also entscheiden sich für den männlichen Ehenamen.

Eine Diskussion bei einem Gläschen Rotwein darüber, ob Familien sich nur durch einen gemeinsamen Namen auszeichnen, ob Doppelnamen eine Freude oder Last sind oder ob die Individualität der Namen einer Familie keinen Abbruch tut, Meinungen darüber können durchaus angemessen auseinander gehen.

Die Frage aber, warum Frauen eher auf ihren Namen verzichten als Männer, kann damit nicht befriedigend beantwortet werden. Sie kann aber eine Anregung zum Nachdenken für Frauen über "ihren" Namen sein.

Gabi Merziger

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