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Alle Menschen werden Brüder?

Ebba Drohlshagen zu Gast bei den Frauenbeauftragten des Regierungspräsidiums Darmstadt

Anläßlich ihres 4. Frauen-Aktionstages am internationalen Frauentag luden die Frauenbeauftragten im Reigierungspräsidium Darmstadt, Elsa-Maria Prütting und ihre Kolleginnen erstmals zu einer öffentlichen Lesung ein. Zu Gast war die feministische Frankfurter Autorin Ebba Drolshagen, Autorin u.a. des Buches "Des Körpers neue Kleider".

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Ein Lob den Veranstalterinnen, denn diese Frau ist eine Wucht! Zunächst eher zart erscheinend, hielt sie die ZuhörerInnen vom ersten bis zum letzten Satz in Bann. Mit feinem Gespür für die verzerrten Darstellungen vor allem weiblicher Körper in Werbung und Medien lud sie ein, ihre Sichtweise zu teilen. Ihre Art des Sehens, ich gestehe es, verursachte mir zunehmendes Unbehagen. Zeigte sie doch anhand etlicher bildhafter Beispiele auf, dass Frauenkörper immer mehr den männlichen gleichgemacht werden. Nicht ein "androgyner Menschentyp" etwa gilt als erstrebenswert, der männliches und weibliches Sein zu integrieren vermag, sondern die männliche Form gewinnt immer mehr an Bedeutung. Besonders schockierend dabei dei Darstellung weiblicher Bodybuilderinnen, die von keiner der Anwesenden mehr als Frauen zu identifizieren waren bis hin zu den knabenhaften Formen eines kindhaft weiblichen Models, das die pädophilen Phantasien mancher Männer eher zu bedienen vermag als einem vermeintlich ästhetischen Anspruch gerecht zu werden.

Wieviel Frau darfs denn überahupt noch sein? Das können wir uns auch fragen, wenn wir allabendlich das Out-Fit unserer weiblichen Nachrichten-Sprecherinnen mit dem ihrer männlichen Kollegen vergleichen. Nur zu verlockend, sich hinter zartlila getönten Brillengläsern weiszumachen, es sei schon alles gar nicht so schlimm für uns Frauen. Die alltägliche Wirklichkeit jedoch, vom zunehmend unverblümten Gebrauch von Kinderpornographie und sexuellem Mißbrauch bis hin zum selbstverständlich raumbesetzenden Gebaren der meisten Männer, das als "Gebrechen" bezeichnete - wohlgemerkt weibliche - Fettgewebe, steigender Umsatz der Schönheits-Chirurgie, - sollten uns lieber nicht zu viel zu denken geben.

Die wenigen "weiblichen" Attribute an männlichen Körpern, wie zum Beispiel das dezente Steinchen im zarten Öhrchen eines Mannes führt Ebba Drolshagen eher auf eine Übernamhe aus der Schwulen-Szene zurück denn auf weiblichen Einfluss. Ein kleienr Trost, der die manchmal vermeintliche und oft tatsächliche Spaltung in Feministinnen undsolche, die nicht wissen, dass sie solche sind, überbrücken hilft: Auf die Frage einer Teilnehmerin, ob es denn nötig sei, sich als Frau Feministin zu bezeichnen, antwortete Ebba: "Wichtig ist nicht, ob Sie sich als Feministin bezeichnen. Wichtig ist, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen." Nun denn, Brüder, lasst uns Schwestern werden!

Christel Maria Fuchs

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