Werden Sie auch eine
Eigentlich brauchte ich damals nur eine neue Schreibmaschine und, da ich dachte, eine mit Speicher sei sehr sinnvoll, wurde mir der Kauf eines PC angeraten. Seitdem habe ich schon mehrmals aufgerüstet und jedesmal denke ich: Jetzt reicht‘s! Denn erstens stecken in den mir vorhandenen Programmen so viele Möglichkeiten, die ich zu allererst erkunden und begreifen möchte, und zweitens muss und kann ich ja nicht alles kaufen, was es an interessanten Dingen gibt. So kam es, daß ich mir ganz fest vornahm, über den Kauf eines Modems erst gar nicht nachzudenken, denn: »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!«
Und nun ist mir dieses Büchlein »Computervernetzung für Frauen« in die Finger gefallen. Die Frau, die sich ähnliches wie ich vorgenommen hatte, sollte besser nicht weiterlesen und schon gar nicht dieses Buch in die Hand nehmen. Da ist nämlich auf 180 Seiten in einer sehr klaren und verständlichen Sprache alles über Internet, Mailboxen, Zerberus-Befehle, Internet-Dienste und vieles mehr niedergeschrieben, was frau interessiert und wissen sollte, wenn sie sich zur Userin mausern will. Außerdem befinden sich im Anhang ein Glossar und viele Adressen.
Aber nicht nur weibliche Computerfans werden angesprochen. Wer sich
mit diesem Buch beschäftigt, begreift, daß auch diese neue Erfindung
zunächst einmal wertfrei ist. Es kommt darauf an, was daraus gemacht
wird, und auch darauf, ob wir Frauen weiter abwarten und uns heraushalten,
bis wir Grund haben zu maulen, daß unsere Interessen nicht vertreten
werden und daß die Computerwelt nur mit männlichem Gedankengut durchsetzt
ist. Die beiden Autorinnen Gotelind Alber und Ulrike Röhr erklären sehr
einleuchtend, welche Möglichkeiten die Kommunikation im Netz bietet:
elektronische Briefe austauschen, Nachrichten veröffentlichen, Informationen
beschaffen, überregional zusammenarbeiten, um einige Beispiele zu nennen.
Sie meinen: »Mit der Computervernetzung über Mailboxen begeben wir uns nicht
in die Hand von ’big brother‘! Besonders in den Frauen-Mailboxnetzen
können wir vollständig über Struktur und Inhalte verfügen, denn Mailboxen
sind ein Kommunikationsmedium ’von unten‘.«
In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf einen Artikel im »Spiegel
special« 3/96 hinweisen, in dem beschrieben wird, wie das ZaMir-Netzwerk
in Ex-Jugoslawien den geschundenen Frauen hilft und geholfen hat: »Während
die Soldaten schossen, machten rund 2.000 ZaMir-Nutzer per E-Mail einander
Mut.«
Margret W.-Simon