Werden Sie auch eine

MATHILDE

Frauenpartei

Schluss mit der Genügsamkeit

"Frauengeist ins Parlament und hinein in die Gesetze", lautet die zweite Zeile des Liedes, das am Gründungsparteitag der Feministischen Partei DIE FRAUEN in Kassel zum ersten Mal erklungen ist.

Ja, endlich gibt es eine Frauenpartei in Deutschland, sie kann für Wahlmüde schon heute als zukünftiger Lichtblick für die Bundestagswahl 1998 angesehen werden! Die rund dreihundert Frauen - darunter viele Frauen aus den neuen Bundesländern - die am 10./11. Juni 1995 diese Partei unter großem Jubel in Kassel aus der Taufe hoben, waren sich des historischen Momentes bewußt. Wenn viele Frauen sich für die Frauenpartei entscheiden, sie stützen und stärken, können Frauen zum ersten Mal in diesem Land wirklich politische Macht ausüben.

Am Gründungsparteitag wurden die Satzung und das vorläufige Parteiprogramm verabschiedet. Strittige Punkte des Programms werden in Arbeitsgruppen weiter bearbeitet, vieles wird noch dazukommen, denn feiminstische Politik ist Neuland. Als Vorstand im Sinne des Parteiengesetzes wurde die Bundessprecherinnenrunde gewählt, die folgenden sechs Frauen gehören ihr an:

  • Erika Märke, Politologin, Referentin in einer Entwicklungshilfe-Institution
  • Jutta Oesterle-Schwerin, Politikerin früher Bundestagsabgeordnete für die Grünen
  • Ulrike Gramann, Journalistin, war in Ost-Berlin in der BürgerInnenbewegung tätig
  • Sonja Gericke, Ärztin aus Thüringen, hat in der früheren DDR einen politischen Literaturkreis mit aufgebaut
  • Brigitte Schmidt, Juristin, seit 1961 aktiv in der Frauenarbeit der DDR, heute Juristin in der Hauptverwaltung der Gewerkschaft Holz und Kunstoff Düsseldorf
  • Bettina Bremser, Rechtsanwältin und Kommunalpolitikerin in Freiburg

Die Autorin und Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch apellierte in ihrer zündenden Rede an die Solidarität von Frauen untereinander. Sie wies darauf hin, dass, wann immer in der Geschichte Frauen "mit" Männern für politische Ziele eintraten, sie letztendlich "für" Männer arbeiteten und ihre eigenen politische Position schwächten. Das ist bis heute so und sehr gut an der Arbeit aller bestehenden "gemischten" Parteien nachzuweisen, die in Wirklichkeit Männerparteien mit weiblicher Garnierung sind.

Eine starke Frauenpartei im Parlament würde auch die Arbeit von Politikerinnen in andern Parteien stützen. DIE FRAUEN lassen im übrigen doppelte Parteizugehörigkeit zu.

Frauenpolitik ist in unserer Gesellschaft noch immer randständig, dies will die feministische Partei DIE FRAUEN grundlegend ändern. Sie stellt die Interessen von Frauen in den Mittelpunkt ihrer Politik. Erst wenn Frauen in einer Frauenpartei ihre Kraft und Energie ungeteilt auf ihre eigenen Belange reichten können und im Bundestag vertreten sind, wird Frauenpolitik den ihr gebührenden Stellenwert erhalten. Erst dann können Frauen in die bestehende Rollenverteilung eingreifen, die Frauen einseitig die unbezahlte Familienarbeit und schlechter bezahlte oder ungesicherte Arbeitsplätze zuweist. Eine gute öffentliche Kinderbetreuung und Ganztagsschulen wird es erst dann geben, wenn Frauen sich wirklich dafür stark machen können. Gewalt gegen Frauen und Mädchen wird erst dann abnehmen, wenn Frauen selbst die herrschende Strukturen ändern können. Dann werden Fauen auch endlich ohne Benachteiligung frei über ihren Körper, ihre Sexualität und ihre Lebensweise entscheiden und entsprechende Gesetze auch für Migrantinnen einbringen können.

Feministische Politik bedeutet aber noch viel mehr. Durch ihre Absage an die Ausbeutung von Ländern, Menschen und Natur wird sie in alle gesellschaftlichen und politischen Bereiche hineinwirken. Viele Frauen sollten sich einsetzen für diese Partei, Mitfrau werden und einen dem Einkommen entsprechenden Beitrag zahlen.

Ohne Geld können auch Frauen nichts auf die Beine stellen. Zunächst muss Basisarbeit geleistet werden, um Orts- und Landesverbände zu gründen. Auch in Darmstadt sind in dieser Richtung erste Schritte unternommen worden.

Barbara Obermüller

Info: Tel: 06151-151476
DIE FRAUEN, Bonner Talweg 55, 53113 Bonn

zurück

MATHILDE