Werden Sie auch eine
Es wirkte vollkommen vernünftig. Wir machten beide Karriere, mußten beide einige Tage in der Woche arbeiten, um genügend zum Leben zu verdienen.Wieso also sollten wir die Hausarbeit nicht teilen? Dies schlug meinem Freund vor und er stimmte zu - die meisten Männer sind zu aufgeklärt, um rundweg abzulehnen. "Du hast recht", sagte er. "Das ist nur gerecht."
Dann passierte etwas Interessantes. Ich kann es nur dadurch erklären, dass wir Frauen wohl noch stärker einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, als wir uns vorstellen können. Unter Umständen haben wir einfach zu viele Jahre lang Frauen im Fernsehen betrachtet, die sich in Ekstase über hochglänzenden Fußboden beugten oder fast zusammenbrachen wegen eines schmutzigen Kragens. Männer sind nicht in dieser Art konditioniert. Von Anfang an erkennen sie das Wichtigste an Hausarbeit: sie stinkt. Je länger mein Mann diese Aufgaben bedachte, ums so abstoßender erschienen sie ihm. Also begann seine Verwandlung vom normalerweise rücksichtsvollen Dr. Jekyll zum geschickten Mr. Hyde, der vor nichts zurückschreckte, um den Schrecken der Hausarbeit zu entgehen. Je mehr er sich in eine Ecke gedrängt fühlte, die voll war mit schmutzigem Geschirr, Besen, Wischlappen und stinkigem Abfall, um so länger und spitzer wurden seine Zähne und seine Fingernägel und sein Blick wurde wild.
So begann ein Dialog, der nun schon einige Jahre anhält. Einige Höhepunkte sind:
- "Mir macht es nichts aus, die Hausarbeit zu teilen, aber ich kann sie nicht so gut. Wir sollten die Dinge tun, die wir am besten können." Womit er meint: Unglücklicherweise, kann ich Dinge wie Kochen und Abwaschen nicht gut. Am Besten kann ich kleine Holzreparaturen, Glühbirnen wechseln, Möbel verrücken (wie häufig verrücken Sie ihre Möbel?). Außerdem meint er: Historisch betrachtet, haben die niederen Klassen (schwarze Männer und Frauen) mehrere Jahrhunderte Erfahrung mit untergeordneten Arbeiten. Es wäre Arbeitskraftverschwendung, jetzt jemand Neues anzulernen. Außerdem meint er: Ich mag die langweiligen, stupiden Arbeiten nicht, also solltest du sie machen.
- "Mir macht es nichts aus, die Arbeit zu teilen, aber du mußt mir zeigen, wie es geht." Womit er meint: Ich werde jede Menge Fragen stellen und du wirst es mir jedes Mal wieder zeigen müssen, da ich kein so gutes Gedächtnis habe. Außerdem, versuche ja nicht, dich hinzusetzen und ein Buch zu lesen, da ich dich so nerven werde, bis es dir einfacher erscheinen wird, es selber zu machen.
- "Wir waren immer glücklich." (Das äußerte er immer, wenn er an der Reihe war etwas zu tun). Womit er meint: Ein Leben ohne Hausarbeit ist eine Wohltat. (Kein Streitpunkt, völliges Einverständnis).
- "Wir haben verschiedene Ansprüche, wieso also sollte ich deinen Ansprüchen genügen? Das ist ungerecht." Womit er meint: Ich kann unendliche viele Dispute über Hausarbeit führen. Irgendwann wird es weniger schmerzhaft für dich sein, die Arbeit selber zu machen, als mich dazu zu bringen, die Hälfte zu erledigen. Ansonsten schlage ich vor, dass wir uns eine Haushaltshilfe nehmen. Sie wird meinen Teil der Arbeit machen. Du wirst deinen machen. Es ist Frauenarbeit.
- "Mir macht es nichts aus, die Hausarbeit zu teilen, aber du kannst mich nicht dazu zwingen, sie nach deinem Zeitplan zu machen." Womit er meint: Passiver Widerstand. Ich tue sie, wann es mir verdammt nochmal passt, wenn überhaupt. Wenn es meine Aufgabe ist, das Geschirr zu spülen, ist es einfacher, das einmal in der Woche zu machen. Wenn die Wäsche in den Waschsalon soll, dann reicht einmal im Monat. Wenn es um die Fußböden geht, langt einmal im Jahr. Wenn dir das nicht passt, maches selber öfter, aber dann maches ich es gar nicht mehr.
- "Ich hasse sie mehr als du. Dir macht sie nicht so viel aus." Womit er meint: Hausarbeit ist die schlimmste Scheiße, die ich jemals gemacht habe. Sie ist erniedrigend und entwürdigend für jemanden mit meiner Intelligenz. Aber für jemanden, der so intelligent ist wie du...
- "Hausarbeit ist zu trivial, um darüber zu sprechen." Womit er meint: Es ist noch trivialer, sie zu machen. Hausarbeit ist unter meinem Status. Es ist der Sinn meines Lebens, mich mit wichtigen Dingen zu befassen, deiner ist die Beschäftigung mit unwichtigen Dingen.
- "Dieses Problem ist kein Mann/Frau-Problem! In jeder Beziehung zwischen zwei Menschen wird einer die stärkere Persönlichkeit haben und dominieren." Womit er meint: Laß besser mal mich die stärkere Persönlichkeit haben.
- "Im Tierreich, zum Beispiel bei den Wölfen, ist das Leittier normalerweise ein Männchen, auch wenn es nicht wegen seiner Körperkraft, sondern wegen seiner List auserwählt wird." Womit er meint: Ich habe eine historische, eine psychologische, eine anthropologische und eine biologische Rechtfertigung, dich zu unterdrücken. Wie kannst du es dem Leitwolf nur zumuten, sich mit dir auf eine Stufe zu stellen?
- "Die Frauenbewegung ist keine politische Bewegung." Womit er meint: Die Revolution nähert sich zu sehr dem Heim. Außerdem meint er: Ich bin nur daran interessiert, wie ich andere utnerdrücke. Deshalb sind der Krieg, die Einberufung, und die Universität politisch. Die Frauenbewegung ist nicht ...Basisdemokratie beginnt zu hause. Wenn du daran denken solltest, deine Strategie durchzusetzen, solltest du an folgendes denken:
Patricia Mainardi