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Kunst und Leben gehören zusammen

Interview mit Anita Beckers

Trotz Vorbereitungen zur ART in Frankfurt Ende April ist Anita Beckers bereit, ein Interview zum Thema Perfektionismus zu geben. Frau Beckers ist eine aufgeschlossene und interessierte, dynamische Frau. Sie ist Mutter von vier Kindern, hat drei Enkelkinder und ist Besitzerin einer Galerie in Darmstadt.

Nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau unterrichtete sie 13 Jahre an einer kaufmännischen Berufsschule in Darmstadt. Durch ihren Mann kam sie mit Kunst in Kontakt. Seit 1990 verlegt sie zeitgenössische Kunst.

Frau Beckers wurde auf einem Bauernhof groß und lernte sehr schnell selbstständig und erwachsen zu werden. So erzog sie auch ihre Kinder. Diese wurden schon als Säuglinge überall mit hingenommen.

Wie sie von sich selbst sagt, hat sie in ihrem Leben viel Glück gehabt und fühlt sich als Frau nicht benachteiligt. Allerdings erzählt sie, dass sie sich zu Anfang ihrer Tätigkeit als Galeristin gegenüber ihren männlichen Kollegen zunächst behaupten und wesentlich mehr arbeiten mußte. Dieses hätte sich aber inzwischen geändert. Sie sagt von sich, dass ihre Stärke die Ausdauer ist. Nur so kann sie den turbulenten Alltag meistern, den sie als "nichts Besonderes" bezeichnet.

Ihre Leidenschaft ist die Kunst. Dies kommt während des Interviews immer wieder deutlich zum Ausdruck. Durch ihre vielfältigen Kunstprojekte und den Umgang mit der Kunst haben sich ihre Wertvorstellungen im Laufe der Zeit geändert. Heute ist ihr Motto: "Kunst und Leben gehören zusammen."

Auf meine Frage, wie bei all der Arbeit ihren Lebensalltag organisiert, erwidert Frau Beckers, das ihr eine Haushaltshilfe drei mal die Woche zur Verfügung steht. Vormittags kümmert sie sich um das Büro und erledigt ihre externen Termine. Zum Mittagessen kommen ihre Kinder und ihr Mann nach Hause, dann muß das Essen fertig sein. Dazwischen finden -wie heute - Presseempfänge, Besuche, Telefonate statt. Am Wochenende steht die Familie im Mittelpunkt. Diese akzeptiert die engagierte Arbeit der Mutter, was für Frau Beckers bedeutet, dass sie alles miteinander vereinbaren und koordinieren muß. Persönliche Dinge müssen schon mal zurückgestellt werden. Wie Frau Beckers wörtlich sagt, ermöglicht ihr Ehemann ihr die Ausübung ihres Berufes. Daher ist es selbstverständlich, dass die Abhängigkeit auch zusätzliche Verpflichtungen bereithält. Sie fordert von sich, ihre Arbeit trotz der ganzen Aufgaben professionell auszuüben.

Was versteht Anita Beckers unter Perfektionismus? Dieses Wort ist nach ihrer Meinung zu negativ besetzt, da es menschliche Schwächen und Fehler nicht zuläßt. Unter positivem Perfektionismus versteht sie, ihre Arbeit qualitativ und quantitativ auszuüben, was aber nicht auf Kosten der Familie gehen dürfe und nur, wenn dies für alle vertretbar sei. Perfektionismus ist ihrer Ansicht nach nur stufenweise zu erreichen, je nachdem wie es die Alltagssituation erlaubt, d.h. für sie "zur richtigen Zeit das Richtige tun".

Ihr Wunsch für die Zukunft ist, gesund zu bleiben und ihren Beruf mit der Familie relativ normal leben zu können. Eine weitere Vision von ihr ist, mit Städten, Institutionen und Künstlerinnen zusammenzuarbeiten, um das kulturelle und soziale Klima zu verändern. Frau Beckers ist der Meinung, dass nur über die Kunst Menschen vorurteilsfrei zusammen zu führen sind. Wir wünschen ihr viel Glück dabei. -

Brigitte Schulze

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