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Stiefmütterchen

Der Beginn der Formulierung von "Mütteranliegen" war eine Provokation an die Frauenbewegung. Da es sich bei letztgenannter um eine "Töchterbewegung" handelte, war ihr das Muttersein fremd und unheimlich - war verbunden mit traditioneller Rollenverteilung und dem Paradigma des Mutter- und Ehefrauseins.

Die Mütterzentren, bei ihrer Entstehung oft als Orte eines konservativen Frauenbildes verlacht und verhöhnt, haben im Laufe ihrer Bewegung dieses Vor-Urteil durchbrochen. Sie haben letztlich das Muttersein in der Frauenbewegung legitimiert.

Doch auch innerhalb der "Mütterzentren-Bewegung" hat sich das Mutterbild geändert. Zu Beginn ging es darum, dass Mütter mit ihren Kindern gemeinsam ein Stück Öffentlichkeit gestaltet und selbstbewusst Mütterpolitik betrieben haben. Dies ist heute noch genauso wichtig wie damals, jedoch haben sich Selbstverständnisse gewandelt. So betont Gisela Anna Erler, Familienforscherin aus München, in ihrem Vortrag anlässlich des zweiten Mütterkongresses in Langen: "heute ist vielen unter uns entschieden wichtiger als früher, dass Kinder auch Räume jenseits des Mütterzentrums finden - seien es nun Kindergärten oder Ganztagsschulen, Horte oder Krippen". Für sie ist dies "ein Ausdruck gewachsener Toleranz", denn blickt frau zurück, wurde früher jede Mutter im Mütterzentrum, die sich zu weit und zu gern von ihren Kindern trennte, bei uns etwas argwöhnisch beäugt: wir waren (fast) alle Supermütter, Kinder abzugeben galt als Tabu. Heute haben die meisten Mütter an Toleranz für Mütter gewonnen, die sich schon früh tagsüber von ihren Kindern trennen.

Das Mütterzentrum Darmstadt steht als Beispiel für eines der kreativsten Modelle von Kinderbetreuung. In seinem Modellprojekt "Orte für Kinder" werden die Kinder vollbeschäftigter Mütter ebenso erfasst, wie Kinder von Frauen, die nur einige Stunden in der Woche einen Platz suchen.

Daran wird deutlich, dass dies in den Wertungen der Frauen so völlig in Ordnung ist und es letztlich eine gewachsene Solidarität bezeugt.

Mütter machen sich an die Arbeit, ihre Sache selbst in die Hand zu nehmen. Das machte (nicht nur) der zweite Mütterkongress in Langen deutlich. Zum internationalen Jahr der Familie stand die zentrale Frage im Vordergrund: Wie sieht die Zukunft für Familien in Deutschland aus?

Eine Zusammenfassung wichtiger Erfahrungsberichte aus Kongress-Arbeitsgruppen, darüber hinaus Interviews mit Spitzenpolitikerinnen zum Thema Familienpolitik, sowie eine Menge Büchertips und Infos sind im Mütter-Magazin "Stiefmütterchen" Nr. 29/94 zu finden. Allen bewegten und im Aufbruch befindlichen Müttern wärmstens zu empfehlen! Es kostet 5 DM (plus 3 DM für Versand) und ist zu beziehen bei:
Hessisches Mütterbüro, Bahnstr. 39, 63225 Langen.

Regine Jochmann-Munder

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